Langer Marsch für Gerechtigkeit

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Karte Belutschistans gepostet von der Konferenz Belutschistan: vergessenes Volk, leidendes Volk s.u.

Mohammad Hanif ist neben Mohsin Hamid der wohl interessanteste zeitgenössische auf Englisch publizierende Autor aus Pakistan. Neben seiner Schriftstellertätigkeit setzt sich Mohammad Hanif auch für politische Themen ein. Auf dem blog „naked punch“ bezog er in einem Interview Stellung zu der in Pakistan und international totgeschwiegenen Protestbewegung der Belutschen.
Dabei zeigt sich Hanif besorgt über die seit Jahren zu verzeichnende Radikalisierung verschiedener militanter Gruppen in Belutschistan und anderen marginalisierten Regionen Pakistans – ausgelöst und verstärkt sei dieser militante Widerstand jedoch durch staatliche Unterdrückung und Gewalt in Belutschistan. Vor allem die zahlreichen Entführungen und die Ermordung belutschischer Journalisten, Politiker und Menschenrechtsaktivisten werden von Mohammad Hanif angeprangert. (Laut Mir Muhammad Ali Talpur wurden seit 2009 etwa 700 vermisste Belutschische Aktivisten tot aufgefunden.) Auch die Ignoranz und das Desinteresse der pakistanischen (und internationalen) Medien trägt nach Mohammad Hanif dazu bei, dass in großen Teilen der pakistanischen Gesellschaft (d.h. vor allem bei den Punjabis) praktisch kein Wissen über diese Zustände in Belutschistan (der größten aber bevölkerungsärmsten Provinz Pakistans) existiert und somit auch kein Verständnis vorhanden sei für den friedlichen Protest und die Belange der Belutschen.

In Bezug auf den von der Regierung und den Medien weitgehend ignorierten „langen Marsch für die Vermissten“ von Quetta über nach Islamabad, angeführt von Mama Qadeer Baloch und Farzana Majeed sagt Mohammad Hamid:
„…they are peaceful people, they are civilized people, they are dignified people and if Punjab and Islamabad does not respond to this kind of civility, does not respond to this kind of dignity, does not respond to this kind of hectic peaceful protest then I would think that they are right in saying that their future does not belong in this country.“

Zum „langen Marsch für Gerechtigkeit“, wie der Protestzug nach Islamabad ebenfalls genannt wird, gibt es mehrere Darstellungen auf belutschischen Seiten im Netz. Ein Kommentar zu den Hintergründen Belutschischen Widerstands stammt von Mir Muhammad Ali Talpur, der als einer der wenigen wiederholt auf die Missstände in Belutschistan hingewiesen hat (siehe link weiter oben).

Parallel zum Protestmarsch in Pakistan wurde im französichen Grenoble im Rahmen der Konferenz “Belutschistan: Ein vergessenes Volk, ein leidendes Volk” das folgende (hier verlinkte) 18 Punkteprogramm veröffentlicht, um etwas mehr Aufmerksamkeit für die Belange der Belutschen in Pakistan (und Iran) zu erzeugen.

übrigens:
Mohammad Hanifs großartiger erster Roman „A case of exploding mangos“ (dt. „Eine Kiste explodierender Mangos“) ist die groteske Geschichte vom Tod Zia ul-Haqs und eine phantastische Beschreibung pakistanischer Realitäten. Ein echter Knaller.
Übertroffen vielleicht nur von Mohsin Hamids neuestem Buch „How to get filthy rich in rising Asia“ – etwas weniger überdreht aber mindestens ebenso schön und absurd.

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