Ein Beitrag von Alexander Heiser
Die Ballettkunst Tadschikistans ist ein Produkt der Sowjetära und vereint europäische und lokale tadschikische Formen und Themen. Grundlage des zentralasiatischen Balletts ist die russische professionelle Balletttradition, die lokale Elemente adaptierte und in das „tadschikische“, „uzbekische“ usw. Ballett integrierte.
Im Jahre 1937 wurde das Tadschikische Musiktheater in Stalinabad (Duschanbe) eröffnet. Drei Jahre später wurde dieses Musiktheater umgewandelt in das Tadschikische Opern und Ballett-Theater. Dieses Ereignis stimulierte die Entwicklung des professionellen klassischen Balletts und der Opernkunst in der jungen Sowjetrepublik.
In den ersten Jahren der Gründung des Opern- und Balletttheaters spielten Berufsmusiker, Dirigenten, Ballettmeister, Pädagogen, Regisseure und Chorleiter, die aus den europäischen Teilen der Sowjetunion zur Arbeit nach Tadschikistan kamen, eine unschätzbare Rolle bei der Herausbildung dieses Theaters. Dazu gehörten R. Koroch, S. Balasanjan, A. Lenski, S. Urbach, P. Miroschnitschenko, A. Prozenko, E. Tschemodurov, K. Goleiski, E. und H. Budkewitsch, Sirganidi-Gern und viele andere.
Viele Künstlergenerationen führten im Verlaufe von 70 Jahren die Traditionen der darstellerischen Künste fort und vervollkommneten sie. Das klassische Ballett und die Oper wurden zu einer der Hauptsparten der Sowjetischen Kunst in Tadschikistan. Das Tadschikische Ballett hat auch einige Weltstars wie Malika Sobirova hervorgebracht.
Der Bürgerkrieg in Tadschikistan 1992-1997 führte zur Ausreise vieler Talente aus Tadschikistan, was sich zeitweise negativ auf die Tätigkeit des Theaters und das Niveau seiner Arbeit darunter auch des Balletts auswirkte. Doch in den vergangenen Jahren erlebte die Tätigkeit des Balletts in Tadschikistan eine wahre Wiedergeburt. Im Tadschikischen Ballett vollzieht sich derzeit ein spannender schöpferischer Prozess. Inszenierungen neuer Stücke sind dabei ebenso zu beobachten wie die Wiederaufführung von Stücken aus Sowjetischer Zeit. Junge talentierte Absolventen des Tadschikischen Staatlichen Instituts der Künste namens M. Turzun-Zoda, des Nationalen Konservatoriums Tadschikistans, des Duschanbeer Colleges der Künste namens Ahmad Boqoqulov und des Choreographischen Colleges der Republik trugen zu den Erfolgen der letzten Inszenierungen bei. Die jungen Künstler nahmen auch erfolgreich an internationalen und nationalen Wettbewerben teil.
Die Ausweitung von derartigem Zusammenwirken und persönlicher Kontakte durch gegenseitige Teilnahme schöpferisch Tätiger an Kulturprojekten stellt ein notwendiges Element in der Arbeit der Institutionen und Organisationen für Kultur unserer Länder dar, darunter auch in der Arbeit des Opern -und Balletttheaters.
Auch die politische Führung Tadschikistans sorgt sich um die Zukunft des Tadschikischen Balletts. Zu diesem Ziel wurde die Choreographieabteilung an der staatlichen Musikschule in das Republikanische Choreographische College umgewandelt. An den Musik- und Kunstschulen müssen demnächst Abteilungen für Choreographie eröffnet werden. Möglichkeiten zur Ballettausbildung bieten sich auch im Ausland. So studieren gegenwärtig 14 Abgesandte aus Tadschikistan die Kunst des klassischen Tanzes in Perm. Sechs Absolventen des Permer choreographischen Colleges aus dem Jahre 2011 haben mittlerweile erfolgreich die Arbeit in der Balletttruppe des Theaters in Duschanbe aufgenommen. An verschiedenen Russischen Hochschulen gibt es zudem die Möglichkeit sich zum Choreographen und Ballettmeister ausbilden zu lassen.
Die heutige Ballettmeisterin am Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheater S. Aini, Maria Levitzkaja ist russische Staatsbürgerin. Sie besitzt Goldmedaillen Internationaler Wettbewerbe (Berlin, Athen, Moskau). Sie beendet ihr Studium an der Russischen Universität GITIS bei Professorin Nina Lwowna Semisorova, der führenden Übungsleiterin am Bolschoi-Theater der Russischen Föderation, einer Schülerin der großen G.S. Uljanova. M. Levitzkaja liegt die Bewahrung des klassischen Ballett-Repertoires am Herzen und besitzt internationale Erfahrung durch zahlreiche Gastspielreisen im In- und Ausland. Diese setzt sie ein um das Niveau des tadschikischen Balletts zu unterstützen. Zu den letzten Ballettinszenierungen des Theaters gehören neben den klassisch europäischen Stücken wie “Carmen-suite”, “Don Quijote” und “Giselle” auch Stücke des klassisch Tadschikischen Repertoires wie “Makomi Ishq”, “Laili va Madschnun”, und “Persische Motive”, die große Erfolge feierten in Tadschikistan und bei internationalen Gastauftritten des Ajni-Theaters.
Anfang Juli 2014 hat die Balletttruppe des Theaters S. Aini ein Gastspiel in Berlin
Im Russischen Haus der Wissenschaft und Kultur
am 03.07.2014 um 18.00 Uhr
am 04.07.2014 um 18.00 Uhr.
Einlass 17 Uhr (Großer Saal) • Friedrichstrasse 176-179 • 10117 Berlin
Auf dem Programm stehen:
„Makomi Ishq“ (Geschichte einer Liebe. Musik und Libretto: Firouz Bahor) und
„Leili und Madschnun“ (Musik S. Balasanyan, Libretto Kasjan Golezovskij – Nach dem Poem von Nizami Gandschavi).
Choreograph: Maria Levizkaja (Gewinnerin vieler internationaler Ballettwettbewerbe), Moskau.
Preis 15 €/ermäßigt 10 €
Kartenreservierung: Di – Fr. 14-18 Uhr Tel.: 030 20302320
Kartenverkauf: Russische Theaterkasse, Lietzenburger Straße 16 in 10789 Berlin
Tel.: 030 21476514
Abendkasse am 03.07.14 ab 15.00 Uhr
am 04.07.14 ab 15.00 Uhr