Die Bundeswehr in Afghanistan – eine (traurige) Bilanz

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) veröffentlichte kürzlich die Broschüre „Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke“ – Inhalt und Vorwort zum herunterladen hier.

Damit liegt erstmals ein Sammelband vor, in dem politische und militärische Verantwortungsträger ihre Erfahrungen der letzten 14 Jahre in und mit Afghanistan auf knapp 400 Seiten präsentieren.
Einer davon ist Winfried Nachtwei, nach Selbsteinschätzung politisch “mitverantwortlich … für die unter Rot-Grün gemachten strategischen Fehler der ersten Jahre”. Der ehemalige MdB (für die Grünen) war schon wiederholt mit (selbst)kritischen Stellungnahmen und Berichten von der schwierigen Lage in Afghanistan aufgefallen. Winfried Nachtwei ist damit eine positive Ausnahmeerscheinung in unserer politischen Schönrednerlandschaft – in der er (wie viele andere kritischen Stimmen auch) meist kein Gehör fand.

Mit seinem Beitrag im vorliegenden Sammelband der bpb steuert Nachtwei einen kritischen Rückblick bei auf seine Rolle als “politischer Auftraggeber” und auf den gescheiterten internationalen Militäreinsatz in Afghanistan insgesamt (hier ein kleiner “Appetithappen”):

Die Startfehler konnten sich so lang halten, weil sich Deutschland wie die meisten anderen Staaten im Multilateralismus versteckten. Jeder leistete seinen Beitrag – die Bundesrepublik mit besonderer Verlässlichkeit – und kümmerte sich in nationaler Nabelschau fast nur um ihn. Kaum einer nahm die Erfahrungen anderer Verbündeter wie der Briten in Helmand und der Niederländer in Uruzgan auf, machte sich Gedanken um eine tragfähige gemeinsame Strategie. Hinzu kamen Mechanismen und Mentalitäten von Schönrednerei, die zusammen mit dem Primat innenpolitischer Interessen in Berlin und anderen Hauptstädten eine unheilige Allianz bildeten. Das Ergebnis waren strukturelle Unehrlichkeit, Selbsttäuschung und Realitätsverlust. In Erinnerung sind mir wiederholte Erklärungen bei Besuchen in Kabul, man stehe noch vor erheblichen Herausforderungen, sei aber auf einem guten Weg – auch zu Zeiten, als der Weg unübersehbar abwärts ging.

Der gesamte Beitrag von Winfried Nachtwei kann hier nachgelesen werden. Und hier (dh ebenfalls auf Thomas Ruttigs Zhaghdablai) kann man einen Beitrag finden zu den vom Watson Institute for International Studies der Brown University in Providence (Rhode Island) neu vorgelegten “Kriegskosten” in Afghanistan (Pakistan und Irak) – stand April 2014. Auch dies eine verheerende Bilanz.

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