Naturschutz ade: Entsteht in Kasachstan bald ein Skiresort mitten in einem Nationalpark?

Ein Beitrag von Viktoria Wagner

Im April letzten Jahres hat die Regierung Kasachstans beschlossen, dass Teile von Naturschutzgebieten “vermietet” werden können, mit dem Ziel, den Ökotourismus zu fördern. Welche Gefahren dieser Beschluss birgt, zeigt sich momentan am Beispiel des Nationalparks Ile-Alatau, der unmittelbar südlich der 1-Millionen Metropole Almaty liegt.

Wanderpfad im Nationalpark Ile AlatauWanderpfad im Nationalpark Ile-Alatau

Der Nationalpark Ile-Alatau wurde 1996 gegründet, mit dem Ziel die einmaligen Ökosysteme des nördlichen Tien Shan im Angesicht des hohen anthropogenen Drucks zu schützen.1 Der Nationalpark beherbergt alte Fichtenwälder, artenreiche Wiesen, Hochstaudenflure und alpine Matten. Hier wachsen Populationen des seltenen Wildapfels. Diese Habitate bilden wichtige Lebensräume für bedrohte Tierarten, wie für den Tien Shan Bären, den turkestanischen Luchs und den Schneeleoparden. Ferner ist der Nationalpark ein beliebtes Ausflugsziel bei einheimischen und ausländischen Wanderern und Naturfreunden, die der Stadtluft Almatys entfliehen möchten.

Wenn es nach Almatys Stadtregierung ginge, soll auf dem Plateau Kok-Zhailau in Kürze ein gigantisches Skiresort entstehen – und das mitten im Nationalpark Ile-Alatau. Bei diesem Bauplan handelt es sich nicht um Leasing in kleinerem Maßstab. Hier geht es um einen tiefgreifenden Einschnitt in das Ökosystem des Nationalparks, das gerade vor derartigem anthropogenen Druck geschützt werden sollte. Dieses Unterfangen würde ein schlechtes Beispiel für andere Naturschutzgebiete in Mittelasien abgeben.

Fichtenwald am Hang von Kok-Zhailau, Nationalpark Ile-AlatauFichtenwald am Hang von Kok-Zhailau

Die Naturschutzorganisation Green Salvation (russ: “Зеленое Cпасение”), setzt sich dafür ein, dass dieses Vorhaben gestoppt wird. In einem offenen Brief an den Präsidenten Kasachstans und die zuständige Ministerien, argumentiert die Organisation mit einer Reihe von juristischen, ökonomischen und ökologischen Gründen gegen das Projekt. Sie verweist auf bestehende Skiresorte oberhalb der Stadt Almaty, die bereits zur Zeiten der Sowjetunion genutzt worden sind und eine bestehende Infrastruktur aufweisen. Es bietet sich geradezu an, hier in Tourismus zu investieren, anstatt geschützte Lebensräume zu gefährden.

Wer den Einspruch und den offenen Brief von Green Salvation unterstützen möchte, kann eine E-Mail auf Englisch oder Russisch schreiben, adressiert an grsalmati@gmail.com, unter Angabe des eigenen Namen und der Adresse. Der Brief soll am 24. Januar 2012 abgeschickt werden. Den offenen Brief an die Regierung Kasachstans kann man sich unter dem folgenden Link durchlesen (auf russisch): http://www.greensalvation.org/index.php?page=OpenLetter_KZH

Weitere Links:

1 http://fhc.kz/forest/26/4833/

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