Laut Washington Post wäre man in Washington nicht überrrascht, wenn Kabul (und damit die Regierung ganz Afghanistans) in den nächsten 30- 90 Tagen von den Taliban eingenommen wird- also exakt 20 Jahre nach 9/11 und dem Rückzug der Taleban aus der Hauptstadt Afghanistans. Auch die Süddeutsche berichtet (hier). Seit dem vergangenen Wochendende haben Kämpfer der Taleban bereits mehrere wichtige Städte und Provinzen des Landes eingenommen: Sarandsch, Schibarghan, Sarepul, Kunduz, Talokan, Faizabad, Farah, Pul-e Khumri.
Was bleibt sind 20 verlorene Jahre für die meisten Menschen in Afghanistan. Und die unerträgliche Arroganz und Indifferenz “des Westens”.
Eine aktuelle Einschätzung der derzeitigen Lage findet sich bei Thomas Ruttig.
Nachtrag, vier Tage später: Die Lage in Afghanistan und in Kabul hat sich seit dem 11. August dramatisch verändert. Hier ist eine aktualisierte Einschätzung von Thomas Ruttig. Und hier ein heute veröffentlichter Hintergrundbericht seiner AAN-Kollegin Martine van Bijlert und einigen Antworten auf die Frage, wie das nun alles so schnell gehen konnte mit dem Machtverfall der Afghanischen Regierung. Diese hat / hatte – wie Bijlert in ihrer klaren und treffenden Analyse schreibt – offensichtlich “little connection to, or interest in, the actual situation on the ground—which, by the way, is not unfamiliar behaviour. It has been modelled to the Afghan government by the international military and donors for years.”