NIWA – der feine Unterschied

Ein Beitrag von Michael Angermann

Niwa

NIWA - der feine Unterschied

Wenn man NIWA und Sowjetunion hört, denkt man schnell an einen geländegängigen Lada, der in jenen Breiten noch häufig anzutreffen ist. Wenn man aber eine kleine runde, kräftig blaue Cremedose in der Hand hält, auf der NIWA in lateinischer und arabischer Schrift steht, dann befindet man sich wahrscheinlich am Rande der globalen Markenwelt. Auf dem afghanisch-tadschikischen Grenzmarkt in Ishkashim fristet sie nun als letzte ihrer Art ihr Dasein in einem schäbigen Karton und wartet am Eingang des Wakhankorridors auf den pflegebedürftigen Kunden.

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Die letzte Dose

Marktansicht (2)

am Grenzmarkt von Ishkashim

Den Grenzmarkt von Ishkashim, auf dem NIWA feil geboten wird, gibt es schon ein paar Jahre, wie auch die Grenzmärkte von Chorog oder Darwaz. Jeden Sonnabend tobt hier der kleine Grenzhandel. Die Händler kommen aus dem tadschikischen Ishkashim und dem afghanischen Eshkashim oder auch aus Faizabad. Die Straße dorthin ist ganz gut ausgebaut und so sind die Preise hier im Vergleich zu den anderen Grenzmärkten am niedrigsten.

Marktstand (2)

Marktstand

Klamotten (2)

mit Kleidung

Hier trifft die hochwertige iranische Nudel auf chinesische Synthetik, der afghanische Schnellkochtopf auf tadschikische Pamirsocken. Die 110 Kilometer aus der tadschikischen Gebietshauptstadt Chorog nehmen dafür viele gern auf sich. Neben Teppichen, Stoffen und allerlei Alltagskram zieht vor allem die hoch geschätzte pakistanische 200 Milliliter-Milch den tadschikischen Verbraucher an und sorgt jeden Morgen für Freude im Milchtee. Kistenweise wird sie vom Niemandsland auf die tadschikische Seite geschleppt und für diese Qual sind 30 Prozent Preisaufschlag am anderen Pyandschufer allemal gerechtfertigt.

Teppiche (2)

Teppiche

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Milch aus Pakistan

Die afghanischen Karrenfahrer können darüber nur müde lächeln, sie haben am Morgen die Waren auf ihrem zweirädrigen Gefährt von der afghanischen Seite ins Niemandsland gebracht und warten jetzt auf ihre Heimreise. Am Sonntag ist dann Markt im afghanischen Eshkashim, da bleiben die Afghanen unter sich, ein Visum hat hier keiner und für den Grenzmarkt braucht das glücklicherweise auch keiner.

Karrenfahrer (2)

Transportkarren

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Restaurant

Nach getaner Arbeit muss man sich auch etwas gönnen. Erfreulich, dass es hier auf 2650 m Höhe, gut gehende Freilichtrestaurants gibt, die den hungrigen Händler und Kunden kulinarisch verwöhnen. Frittierte Teigtaschen und Plov warten schon. Die erste Anwendung von NIWA kann man bei soviel gutem Fett dann getrost auf Morgen verschieben.

Fotos Stefan Salzmann und Michael Angermann. Stefan Salzmann betreibt auch einen Fotoblog zum Pamir.

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