Ein Beitrag von Andreas Mandler
Der Fluß kennt keine Grenze. Tadschikistan endet, der Zerafshan rauscht weiter.
Penjikent ist eine kleine Stadt in Tadschikistan mit großer Geschichte. Ein Reiterstandbild erinnert an Devastich den letzten Sogdenkönig und Zoroaster, der in dieser Stadt im 8. Jahrhundert dem Ansturm der Araber nicht standhalten konnte. Kurz nach der Eroberung wurde die Stadt aufgegeben und später unweit neugegründet. Heute sind Ruinen und Ausgrabungstätte rund um Penjikent zu besichtigen, zudem gibt es mehrere Museen und ein großes Kulturhaus. Etwa 40% der Bevölkerung im Bezirk Penjikent sind ethnische Usbeken, von hier aus sind es nur 80 km bis Samarkand im Nachbarland Usbekistan. Leider wurde der Grenzübergang im vergangenen Oktober von Seiten Usbekistans geschlossen.
Blick auf den Basar von Pendschikent
Seitdem sind nicht nur viele Waren auf dem Basar teurer geworden sind, sondern die Bewohner auch vom besten Krankenhaus der Region, direkt hinter der Grenze auf usbekischer Seite, abgeschnitten. Obst und Gemüse sind gerade zu Beginn der Saison in Usbekistan günstiger zu haben. Die Preise für Düngemittel haben sich drastisch erhöht, den Bauern fehlen wichtige Einkaufs- und Absatzmöglichkeiten. Das Zerafshantal, an dessen Ende sich Penjikent befindet, ist vom Rest Tadschikistans durch jeweils über 3300m hohe Pässe abgeschnitten. In diesem Winter kam der Verkehr in der Region daher für einige Wochen zum erliegen.
Blick von der Turkestankette auf Penjikent
Auf dem Basar aber beschwert man sich nicht nur über Teuerung, sondern vor allem über fehlende Touristen. Tatsächlich hat sich die Region gerade von internationalen Touristen viel versprochen. In der Stadt operiert eine nicht geringe Zahl von Tourenanbietern, welche Ausflüge und Wanderungen im Fan-Gebirge, nach Khudschand und Mastcho oder zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt anbieten. Die Tourismusbranche der Region wird von verschiedenen NGOs unterstützt. Ein sichtbares Zeichen davon ist die Tourismusinformation, wo kompetent und hervorragend Englisch gesprochen wird. Zur Hebung des allgemeinen Wohlbefindens baut die Stadtregierung pünktlich zum 20jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Tadschikistans eine Fontäne mit Schwimmbad im Zentrum der Stadt. Seit einigen Tagen wird allerorten von einer bevorstehenden Öffnung der Grenzen gesprochen. Das beflügelt die Phantasie, ob sich die Grenze wirklich öffnet, bleibt allerdings ungewiss. Ginge es zurück zum vorherigen status quo, könnten sich die Bewohner Penjikents ohne Visum im Bezirk Samarkand bewegen.
Andreas Mandler ist Doktorand am Bonner ZEF. Er hält sich gerade zu Forschungszwecken in der Region auf.