Red River – Kriegspiel in Tadschikistan

Ein Beitrag von Wladimir Sgibnev

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Operation Flashpoint: Red River – Tadschikistan 2013

Die Computerspielindustrie hat Tadschikistan für sich entdeckt. Ende April 2011 ist der Ego-Shooter Operation Flashpoint: Red River erschienen. Der Plot des Spiels: als Reaktion auf einen Terrorangriff marschieren im Jahre 2013 US-amerikanische Marines in Tadschikistan ein, wo (wieder einmal) ein Bürgerkrieg tobt. Die Terroristen haben es, unter Anderem, darauf abgesehen, einen strategisch wichtigen Staudamm zu sprengen, den es zu verteidigen gilt.

Die Spielentwickler haben anscheinend die Diskussion um den Staudamm von Roghun sorgfältig verfolgt! Das Spiel nimmt eine überraschende Wendung, als die chinesische Volksbefreiungsarmee den Osten Tadschikistans besetzt, um ihrerseits gegen dort verschanzte Terroristen vorzugehen. Dabei kommt es zu einem Konflikt zwischen den Marines und der chinesischen Armee.

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Operation Flashpoint: Staudamm am Red River – Tadschikistan 2013

Mit ihrer Datierung des Konflikts auf 2013 sind die Spielentwickler auf einer ähnlichen Linie, wie die International Crisis Group, die in ihrem sehr dramatischen Bericht vom 24. Mai 2011 vor einer steigenden Bedrohung der Integrität des tadschikischen Staates durch aufständische Islamisten warnt.

Als Gründe hierfür werden die Ereignisse im Rascht-Tal im heißen Herbst 2010 und die zunehmend unberechenbare Sicherheitslage in Afghanistan genannt. Hinzu kommt die verblassende Erinnerung an den Bürgerkrieg, die in den letzten Jahren das gewichtigste Argument für Stabilität in Tadschikistan gewesen sein soll. Des Weiteren wird das Regime als eine “Kleptokratie mit der Präsidentenfamilie im Mittelpunkt” tituliert, welches einen “institutionell ausgehöhlten Staat ohne Widerstandskraft gegen Krisen oder politische Schocks” hinterlassen hat.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des tadschikischen Unterhauses Amirkul Azimov widersprach dieser Einschätzung vehement: “Wenn irgendwelche Kräfte hoffen, die Situation in unserem Land zu verändern, so werden sie schwer enttäuscht werden. Denn jedem Bürger Tadschikistans liegt Frieden und Ruhe am Herzen. Allen von außen kommenden Kräften können wir uns entschieden entgegenstellen. Sie werden vernichtet werden, daran herrscht kein Zweifel.”

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Tadschikische Landschaft in Operation Flashpoint: Red River

Die Entwickler von Operation Flashpoint nahmen jedoch die düstere Perspektive als Grundlage. In Tadschikistan ist das Spiel mittlerweile ebenfalls auf den Basaren erhältlich und hat für einige Empörung gesorgt. Der Parlamentsabgeordnete der regierenden Volksdemokratischen Partei Davlatali Davlatzoda hat dazu aufgerufen, den Verkauf des Spiels zu untersagen. Die Presseagentur Asia-Plus zitiert ihn mit den Worten:

“Das Spiel entspringt der kranken Phantasie gewisser Feinde Tadschikistans. Sie träumen davon, dass unser Land sich im Abgrund ständiger Konflikte befindet und verkünden, dass Tadschikistan keine funktionierende Regierung hat. Im Jahre 2013 werden hier die nächsten Präsidentschaftswahlen stattfinden und ich bin fest davon überzeugt, dass bestimmte Kräfte nicht ruhig beobachten können, wie sie durchgeführt werden.”

Ob der Abgeordnete dabei den angesprochenen Bericht der International Crisis Group im Kopf hatte, ist nicht bekannt. Was die Diskussion aber zeigt, ist, dass die digitale Welt in Tadschikistan immer mehr Mobilisationspotential bietet: der kürzlich per Facebook organisierte Flashmob in Duschanbe ist ein weiteres Argument dafür.

Hier gibt es den Trailer zu Operation Flashpoint: Red River.

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