Afghanistan – Berge im Licht

Text & Bilder: Steffen Graupner & Kathrin Münzel

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Durch die eisgepanzerte Bergwildnis zwischen Pamir, Hindukusch und Karakorum gab es für die südliche Seidenstraße nur einen einzigen Weg direkt nach China: Den Wakhan-Korridor. Über Jahrtausende hinweg war der Wakhan Handelsweg und Heerstrasse, ein archaischer Highway für Philosophie und Religion, Seide und Gold, Armeen und Entdecker. Grenzfluss und Pulsader dieses Hochtales ist der Oxus der alten Griechen, der heutige Amu Darja. Doch wo genau liegt die Quelle des mythischen Oxus?

Vorsichtig reicht mir Malang die Piala, eine Teeschale, die seine Mutter in Gast­freundschaft gefüllt hat. Auf dicken roten Teppichen und Kissen sitzen wir auf einer der Plattformen im typischen Haus der Wakhi: Ein großzügiger rechteckiger Raum erstreckt sich um den zentral positionierten Lehmherd, fünf reich verzierte Holzbalken stützen das flache Dach und symbolisieren gleichzeitig die fünf Säulen des Islam. Ringsum schmiegen sich in unterschiedlicher Höhe errichtete Lehmplattformen an die dicken Wände und dienen der Familie zum Kochen, Essen und Schlafen. Der diamantförmig ins Dach geschnittene Rauchabzug lässt helles Licht auf unsere kleine Teegesellschaft fallen.

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Über Landkarten gebeugt, diskutieren wir den Weg der nächsten Tage. “Kinder!” wendet sich Malangs Mutter energisch an ihn und mich, wir beide ja nun doch schon zarte 35 Jahre alt, “begreift ihr eigentlich, welch gütiges Schicksal euch hier im Wakhan zusammengeführt hat? Al-hamdu-lillah, Gott sei gesegnet!” Und in der Tat tut sie, die ihren Sohn Malang taufte (Persisch für “Philosoph” oder “Poet”) Recht daran, uns mit einem Blick 20 Jahre zurück die historische Dimension unserer Begegnung bewusst zu machen: 1988 war die sowjetische Armee aus Malangs Heimat, Afghanistan, fast vollständig abgezogen, während in meiner Heimat, Thüringen, daran noch nicht zu denken schien. Malangs Leben würde zweifelsohne, wenn er Glück hätte, wie das seiner Väter und Großväter mit schwerer Arbeit auf den fruchtbaren Feldern des Wakhan ausgefüllt sein. Hätte er Pech, konnte es früh enden in irgendeinem Bürgerkriegs-Gefecht. Mein Leben 1988 bestand aus Leistungssport und Schule und würde, mehr oder minder angepasst und eingemauert, in irgendeiner der real existierenden Nischen des DDR-Sozialismus verlaufen. Konnten die Lebensentwürfe und Lebenswelten zweier Menschen weiter voneinander entfernt sein, die Chance auf eine persönliche Begegnung geringer? Und dennoch sitzen wir nun, 2008, im afghanischen Dorf Qazi-Deh beieinander und trinken Tee, zusammengeführt von unserer Liebe zu den Bergen. Malang träumt davon, als erster Afghane die hohen Gipfel seines Landes zu besteigen und von der Arbeit als Guide leben zu können. Kathrin und ich träumen davon, als erste westliche Alpinisten seit über 30 Jahren im östlichsten Wakhan bergzusteigen und zur Quelle des Oxus vorstoßen zu können. Malang wird uns dabei ein Stück des Weges begleiten. “Manda Nabaschi!” gibt uns Malangs Mutter den alten Gruß der Reisenden mit auf den Weg als Kathrin, Malang und ich in den Allrad-Jeep steigen: “Mögest du nicht ermüden!” “Zanda Baschi!”, antworten wir ihr: “Mögest du lange leben!” und los geht’s auf holpriger Piste zur ersten Etappe von 220km durch den Wakhan.

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Zerrüttetes Land
Während linker Hand die braunen sanft geschwungenen 6000er Gipfel des Pamir an uns vorbeigleiten und rechter Hand die gleißend weißen 7000er Eispyramiden des Hindukusch, denke ich teilnahmsvoll an unseren Abschied daheim zurück. “Afghanistan?!?” riefen die an zahllose abenteuerliche Bergexpeditionen gewöhnten und mittlerweile doch als eher hartgesotten einzuschätzenden Eltern voll Bestürzung, “müsst ihr uns nun auch DAS noch antun?” Auf den ersten Blick ist es für meine Eltern sicher schwer nachvollziehbar, in ein Land zum Bergsteigen zu reisen, in dem die Soldaten der Bundeswehr ihren asymmetrischen Krieg führen müssen und fallen. In ein Land, das von Warlords, Drogenmafia und bitterer Armut regiert wird, dessen fragile staatliche Einheit nach konfliktbeladenen Jahren als mittlerweile arg ramponierter geopolitischer Spielball Britisch-Indiens, Zaren- und Sowjet-Russlands, Amerikas, Pakistans und Irans heute mehr denn je von den Zentrifugalkräften der unterschiedlichen Ethnien und ihrer divergierenden Interessen überdehnt wird. Auf den zweiten Blick ist Afghanistan, zumindest im Wakhan, derzeit ein absolut friedliches und gastfreundliches Bergparadies. Der Wakhan-Korridor ist jener 350km lange und 20-80km schmale Streifen Bergland, der als “Zeigefinger” Afghanistans Richtung China weist. Es ist ein knorriger, arthritischer Finger, so, wie ihn alte Menschen in einem langen Leben voll harter ehrlicher Arbeit erwerben. Nichts Liebliches ist hier, wie man es noch in der benachbarten Provinz Badachschan findet, die berühmt ist für ihren Lapislazuli, ihr Gold und die Schönheit ihrer Frauen. Den Wakhan dagegen prägen und beschützen stattdessen schroffe gigantische Bergsysteme: Im Süden liegt der Hindukusch, im Südosten, schon in Pakistan, der Karakorum, im Osten der chinesische Teil des Pamir und der Kunlun, im Norden der tadschikische Pamir – und im Westen die Anarchie des afghanischen Kernlandes. Bislang zumindest waren die schneebedeckten Gebirge auch ein wirksames Bollwerk gegen das Eindringen der Taliban. Die harten Lebensbedingungen in den kleinen Dörfern zwischen 2500 und 4300m Höhe tun das ihrige, um irgendwelche kriegerischen Gelüste einzudämmen. Die Menschen müssen schlicht und einfach den ganzen Tag schwer auf Feldern und Weiden arbeiten, bauen Getreide, Kartoffeln, Äpfel und Aprikosen an und versorgen ihre Yaks, Schafe und Kamele.

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Großes Spiel der Supermächte
In der nächstgrößeren Siedlung, Khandud, verschwindet Malang mit unserem Permit im Lehmhaus des örtlichen Kommandanten. Nach einer halben Stunde kommt er wieder heraus mit leeren Händen. Kathrin und mir wird ganz unwohl: Ohne Permit läuft hier nix! Nach einigen Minuten verzagten Wartens fasse ich Mut und trete voll Sorge in die dunkle Amtsstube. Sie ist spartanisch leer, bis auf Tisch, Stuhl, Glühlampe und übermannsgroßen Wandteppich mit dem Bildnis des ehemaligen Führers der Nordallianz, Ahmed Schah Massoud. Am Tisch sitzt der Kommandant und schreibt. Bei einem Tee erklärt er mir das System: Zwar wird unser Brief hier einbehalten, aber dafür bekommen wir einen neuen! Jeder Kommandant transferiert uns mit seinem Brief zum nächstuntergebenen Sub-Kommandanten talaufwärts, der wiederum schreibt einen weiteren Brief an den Sub-Sub-Kommandanten usw.
Direkt hinter der Amtsstube rauscht der Fluss aller Flüsse. Heute heißt er im Unterlauf Amu Darja, also “Großer Wasserlauf” und hier im Oberlauf Panj, “Fünf Flüsse”, und markiert auf 1000 Kilometern seiner Länge die afghanisch-tadschikische Grenze. Im ersten Jahrtausend vor unserer Zeit begriff das Abendland den Oxus als östlichen Rand des persischen Reiches und mythische Begrenzung der bewohnten Welt. Mutig überschritt Alexander der Große auf seinem Blitzkriegs-Feldzug durch Persien, Baktrien und Sogdien auch diese Grenze. Später folgte Marco Polo der Seidenstraße durch den Wakhan-Korridor und beschrieb diese schwierigste Passage seiner Reise nach China: “So hoch sind hier die Berge, dass man keine Vögel in der Nähe der Gipfel sieht und Feuer, die man anzündet, wegen der Schärfe der Luft nicht dieselbe Hitze geben wie in niedrigen Gebieten”. Mitte des 19. Jahrhunderts rückten Wakhan und Oxus erneut in den Blickpunkt der Welt, füllten Feuilletons europäischer Zeitungen und beschäftigten die Regierungen in London und St.Petersburg ein halbes sorgenvolles Jahrhundert. Ihre asiatischen Expansionen brachten die zwei damaligen Supermächte in direkten Kontakt. Daraus keinen Krieg erwachsen zu lassen, definierten sie den Amudarja als Grenze ihrer beiden Reiche und den Wakhan als geopolitische Pufferzone. “Was aber, und vor allem, wo”, debattierten Whitehall und Winterpalais heißblütig und mit nur mühsam gewahrter diplomatischer Contenance, “ist die Quelle des Oxus?”

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Fünf Jahrzehnte lang suchten die berühmtesten Entdecker ihrer Zeit auf geheimen Kleinstexpeditionen den “einen und richtigen” Quellfluss des Oxus. Drei Zuflüsse konkurrieren bis heute um den Status als legitime Fortsetzung des Pandsch stromaufwärts: Bartang, Wakhan und Pamir. Als wir dann selbst am Zusammenfluss von Pamir und Wakhan zum Panj stehen, können wir das Dilemma der Geographen nachvollziehen: Beide Flüsse scheinen gleich breit und gleich wasserreich.

Männersorgen
Wir folgen dem Wakhan stromauf, bis die Straße auf 3300m Höhe in Sarad endet. Nun geht es nur noch zu Fuß weiter. Malang mietet in Windeseile zwei Tragpferde. Die besser geeigneten Yaks sind derzeit alle mit einer Handels-Karawane unterwegs. Weil selbst Pferde zu kostbar sind, sie einem Fremden anzuvertrauen, kommen ihre Besitzer gleich mit: Gulbast und Tilanbek, zwei junge Wakhi-Männer aus dem Ort. Noch am Nachmittag verlassen wir das breite Flussbett des Wakhan, der vor uns in einem engen Canyon voll tobenden Wassers verschwindet. Nun geht es steil hinauf zum 4300m hohen Dalriz-Pass. Unsere beiden Pferde sind nicht nur kleinwüchsig, sondern offensichtlich auch “Flachlandtiere” und entsprechend trittunsicher. Auf dem Pass kommen sie trotz gerade mal 50kg Beladung nur mit kraftzehrender “Schiebung” an.

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Bergab das gleiche Theater, Tilanbek zieht vorn und ich schiebe hinten. Bevor ich richtig sauer werden kann über diese Gäule, die unseren eh schon engen Zeitplan weiter in Verzug bringen, entschuldigt sich Tilanbek kleinlaut und gesteht, warum er sich diese Möglichkeit für einen kleinen Zusatzverdienst um keinen Preis der Welt entgehen lassen durfte: “Ich will auch so reich werden wie du!” “Wie kommst du denn darauf?”, frage ich ihn erstaunt und erkläre, dass ich weder nach deutschen noch nach afghanischen Maßstäben wohlhabend bin: “Ich habe weder Haus und Auto, noch Land und Vieh!” “Doch”, läßt sich Tilanbek mit einem Seitenblick auf Kathrin nicht beirren: “Du musst reich sein! Schließlich hast du schon die 5000 Dollar Brautpreis für deine Frau bezahlen können.” “Tilanbek, bei uns kauft man keine Frauen!” rufe ich bestimmt. Doch Tilanbek will es ganz genau wissen: “Aber woher bekommt ihr denn dann eure Frauen?” “Ähmmmm,” Jedenfalls weiß ich jetzt, woher der Wind weht: Tilanbek ist verliebt in ein Mädchen aus der Jurte eines Kirgisen. Aber heiraten ist schwer auf dem Pamir. Tilanbek erzählt: “Viele meiner Freunde arbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten, um das Geld zu verdienen. Nur wenige haben reiche Eltern, die 5000 Dollar oder 100 Schafe für die Braut zahlen können. Und wer den Kuch Keyaw, den Brautpreis, nicht aufbringen kann, der muss, als letzten Ausweg, zehn Jahre als Knecht in der Jurte des Schwiegervaters arbeiten.”

Curzons Eishöhle
Einen Tag später erreichen wir wieder den Wakhan-Fluss und überschreiten jene imaginäre Schwelle, die die beiden so unterschiedlichen Völker des Wakhan trennt. Die fruchtbaren tiefen Täler des Westens gehören den überaus friedlichen Wakhi, persischstämmigen Ismailiten, die als sesshafte Ackerbauern Bewässerungslandwirt­schaft betreiben. Wir sind nun im östlichen Wakhan, der oberhalb von 4000m den Kirgisen Heimat bietet, einem einst als kriegerisch geltenden sunnitischen Turkvolk, das nomadisch mit seinen Yaks, Schafen, Kamelen und Pferden lebt. Vereinzelte Jurten sind über die weite Steppe verstreut, von der Marco Polo behauptete: “Zwischen zwei Bergen liegt eine Ebene, durch die ein schöner Fluss fließt. Hier gibt es die besten Weideplätze der Welt, selbst das elendeste Vieh wird in 10 Tagen fett.” Phhh! Marco Polo kannte unsere Klepper nicht! Ohne seine These an Ort und Stelle testen zu können, ziehen wir weiter flussauf bis nach Bozai Gumbaz. Eine Karawane riesiger Yaks, viel größer als ihre Artgenossen in Tibet, kommt uns aus Richtung Pakistan entgegen. In ihren Spuren geht es für uns noch anderthalb Tage weiter nach Osten, immer am Ufer des Wakhan entlang. Nun, auf 4300m, müssen wir die Pferde zurücksenden und das Gepäck selber schultern. Auch Malang verlässt uns schweren Herzens. Er wird daheim bei der Ernte gebraucht.

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Ab jetzt sind Kathrin und ich auf uns allein gestellt und die größten Abenteuer liegen noch vor uns. In einer Tagestour nähern wir uns dem Ziel unserer Reise, der Quelle des Oxus. Der Wakhan ist mittlerweile nur noch ein dünnes Rinnsal, über das man mit ein wenig Geschick trockenen Fußes springen kann. Auf 4600m verschwindet er dann ganz im Maul eines bis heute namenlosen Gletschers. Die Eishöhle, die dem Erscheinen des Flusses hier eine würdige eiszapfenstrahlende Kathedrale bildet, wurde 1894 von Lord Curzon, dem späteren Vizekönig von Britisch-Indien, entdeckt und verbindlich zur Quelle des Oxus erklärt. Die Usbeken am Unterlauf des Oxus, dort, wo er sich als Amu Darja in der Wüste Karakum verliert, sagen: “Die Erde hört da auf, wo das Wasser versiegt.” Wenn dem so ist, dann beginnt die Erde genau hier, wo das Wasser zu unseren Füßen entspringt.

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Oxus Snow Lake
Diese “bekannte Welt” also hinter uns lassend, steigen Kathrin und ich vom nahen Wakhjir-Pass (4923m) weiter auf ins Unbekannte. Keines Menschen Fuß hat je diesen Gletscher betreten, der sich sanft bis auf 5300m Höhe hinaufzieht. Für zwei Nächte schlagen wir das Zelt auf, um die Gegend zu erkunden und einige der umliegenden Gipfel zu besteigen. Gleich am ersten Abend fällt der Benzinkocher aus, so dass wir die nächsten Tage ohne warmes Essen sein werden und, viel schlimmer noch, ohne Möglichkeit zum Schnee schmelzen. Wir müssen also das Trinken streng rationieren, experimentieren mit einem selbstgebauten solarbetriebenen “Schmelz-o-Mat” und lutschen Schnee. Der Dehydrierung zu begegnen, bleibt uns nur die eigene innere Kontemplation und der Rat des weisen Mannes an seinen Schüler Kim von Rudyard Kipling als virtuoser Spieler des “Great Game” erschaffen: “Chela know this: There are many lies in the world and not a few liars, but there are no liars like our bodies, except it be the sensations of our bodies.”

Unser Lohn für die Leidenszeit ist die Entdeckung einer geographischen Besonderheit! Dort, wo unser Gletscher nicht mehr weiter ansteigt, hat er ein etwa vier Quadratkilometer großes ebenes Plateau ausgebildet. Eine solche Formation an der Nahtstelle zweier in entgegengesetzter Richtung abfließender Gletscher war bislang lediglich aus dem Karakorum von Biafo- und Hispar-Gletscher als “Snow Lake” bekannt. Unseren Schneesee nennen wir folglich “Oxus Snow Lake”.
Vom “Oxus Snow Lake” steigen wir den Gletscher nach Norden ab und stolpern zwei Tage später am Fluss Karadshilga, völlig erschöpft, ins Lager einer kirgisischen Familie. Selbst zum Reden sind wir zu kraftlos, müssen auch gar nicht viel sagen. Wortlos nimmt Bibi Turgan, die junge Hausherrin, Kathrin bei der Hand, führt sie in die Jurte und bereitet flink ein weiches Kissenlager zum Ausruhen. Abdul Kasim hilft mir mit dem schweren Rucksack. Im nächsten Augenblick schon halten wir eine Schale heißen dampfenden Tees in der Hand und könnten für nichts in der Welt dankbarer sein. Auf dem Rückweg nach Qazi-Deh zu Malang und seiner Familie trägt uns die Gastfreundschaft der kirgisischen Hirten eine ganze Woche lang durch den Kleinen Pamir.
Auch in Qazi-Deh fließen Tee und warme Gastlichkeit in Strömen. Vor allem aber macht uns Malang darauf aufmerksam, dass wir ja viel mehr erreicht haben als nur zur bekannten Quelle des Oxus vorzustoßen: Denn jede Schneeflocke, die auf den Oxus Snow Lake fällt, wird zur einen Hälfte als Teil des Gletschers nach Süden fließen, an Curzons Eishöhle in Wasser verwandelt und bildet als Wakhan den einen der vieldisputierten drei möglichen Quellflüsse des Oxus. Die andere Hälfte der Schneeflocke fließt als Gletscher nach Norden, wird zum Fluß Karadshilga, der im Aksu und später im Murgab aufgeht und schließlich den Bartang bildet, den zweiten möglichen Quellfluß des Oxus. “Wenn nun der “Oxus Snow Lake” die neue und eigentliche Quelle des Oxus ist”, schlägt Malang voll Begeisterung vor, “dann sind die Geographen glücklich, weil die neue Quelle höher und weiter stromauf ist. Viel wichtiger ist dabei aber, dass mit der gemeinsamen Quelle am “Oxus Snow Lake” zwei seit über einhundert Jahren verfeindete Theorien endlich miteinander versöhnt werden. Und ist nicht Versöhnung überhaupt das, was meine Heimat, Afghanistan, am dringlichsten braucht?”

P.S.:
Ein Jahr später, im August 2009, hat sich Malang seinen Traum erfüllt und stand unter der euphorischen Anteilnahme einer stolzen Nation als erster Afghane auf dem Gipfel des Noshaq, mit 7492 Metern der höchste Berge Afghanistans.
(www.noshaq.com)

Afghanistan REISEINFOS

Organisiert oder individuell?
Das Auswärtige Amt empfiehlt: “Vor Reisen nach Afghanistan wird dringend gewarnt!”. Individualtouren erfordern also zeitnahe Informationen über die Sicherheitslage und sind derzeit nur in den Wakhan möglich. Kommerziell organisierte Touren werden aus verständlichen Gründen bislang nicht angeboten. Der Autor plant dies mittelfristig in Zusammenarbeit mit Malang und örtlichen Hilfsorganisationen.

Anreise & Einreise: Der Landweg über Kabul ist langwierig und gefährlich. Kürzer und sicherer ist die Anreise direkt in den Wakhan über das angrenzende Tadschikistan. TURKISH Airlines fliegt Dienstag und Samstag von Frankfurt nach Duschanbe, ab 800 €, www.thy.com.
Visa sind für Tadschikistan (www.botschaft-tadschikistan.de) und Afghanistan (www.botschaft-afghanistan.de) nötig, aber unkompliziert zu erhalten, je ca. 30 €.

Klima & Reisezeit: Sehr kontinentales Klima, lange Winter mit eisigen Winden. Der Wakhan gilt im Sommer als Schönwettergebiet. Trekken und Bergsteigen zw. Mitte Juni und Ende September.

Infos zu Autor & Expeditionsleiter, Wissenschaftler und Journalist Steffen Graupner unter www.alpiniade.de.

Der Text erschien erstmals in der Printausgabe der Zeitschrift Tours 5/2008 und wurde mit feundlicher Genehmigung der Autoren hier ein zweites Mal in einer wesentlich längeren Variante veröffentlicht .

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