Vor ein paar Tagen bin ich über einen interessanten Beitrag im Tagesspiegel gestolpert. Dieser Text hat auch einige Relevanz für Afghanistan oder wird diese spätestens mit dem Abzug der Natotruppen bekommen: Das Portrait des jungen Amerikaners Kirk Johnson und seinem “The List: Project to Resettle Iraqi Allies”. In Johnsons Liste sind noch über 3000 Iraker aufgeführt, die mit den Amerikanern kooperiert hatten und die seit deren Abzug von ihren vorherigen Auftraggebern im Stich und im Irak zurückgelassen wurden. Kirk Johnson setzt sich seit 2006 dafür ein, diesen Menschen ein amerikanisches Visum zu besorgen. Dabei sind diese 3000 nur ein kleiner Prozentsatz derjenigen Iraker, die in den Jahren des Irakkrieges im Dienste der Amerikaner standen.
Johnson geht davon aus, dass 2009 allein für das US-Verteidigungsministerium mehr als 36 000 Iraker im Irak arbeiteten. Diese und alle anderen “Kollaborateure” seien im Irak stark gefährdet und nach dem Abzug der Amerikaner gänzlich ungeschützt. Die Frage, die Kirk Johnson stellt, ist, ob die Kriegsführenden westlichen Nationen in Irak und in Afghanistan eine moralische Verantwortung gegenüber denjenigen Menschen haben, die für sie in der Zeit des Krieges gearbeitet haben.
In USA wurde Ende 2008 der “Refugee Crisis in Iraq Act” erlassen. Demnach sollen in den nächsten fünf Jahren 25.000 Visa für Iraker ausgestellt werden, die bei der Armee oder der Regierung angestellt waren oder direkt für diese gearbeitet haben.
Auch zu Afghanistan und den moralischen Verpflichtungen Deutschlands und der Bundesregierung hat Kirk Johnson, der derzeit als Bosch-Fellow an der American Academy in Berlin arbeitet, kürzlich einen Beitrag im Tagesspiegel veröffentlicht. Die fünf Kommentare (meist) entrüsteter Leser lassen ahnen, auf welch geringe Akzeptanz der Autor hierzulande mit seinen Forderungen stößt. Aber dennoch, in Bezug auf Afghanistan wird das Thema bald auf den Tisch kommen. 2011 soll ja der Truppenabzug beginnen.
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