Der Filter

( Jan Dimog Tanjuaquio beantwortet Fragen zu seinem Blog)

“Afghanistan: wer diese berge beherrscht. wer die täler kontrolliert. wer die wüsten besitzt. hat Afghanistan noch lange nicht erobert. Immer wieder, immer
noch erzählt man sich diese geschichten von Alexander, Dschingis Khan,
von den Briten, den Russen und all den anderen mächten und völkern,
die weder die berge noch die täler oder gar die wüsten bezwungen
haben. Ganz zu schweigen von den menschen, die sich nicht bezwingen
lassen wollten. Weil dies ihr stück land, ihre welt ist. Und wir? Wir
sind nur zu besuch da, kurzzeitig, ein lidschlag. Was ist schon ein
lidschlag in einer geschichte, die man seit ewigen zeiten mitteilt und weitergibt.”

So beschreibt der Blogger Filter seine Beziehung zum Thema seines Blogs: Afghanistan und er — ein Lidschlag und zugleich die Augen offen. Auf die Frage was ihn nach Afghanistan verschlagen hat, sagt er:

“ich bin seit mai 2006 in afghanistan, erst im nordosten, dann seit
letztem sommer in kabul und arbeite als journalist und
medien-consultant. ich erlebe seitdem beruflich wie privat die
umbrüche einer sogenannten post-konflikt-gesellschaft. einer
gesellschaft, die extrem widersprüchlich, materiell sehr arm und
menschlich sehr reich ist, multi-ethnisch, multi-religiös. eben: grau,
vielschichtig, komplex.”

Warum er über seinen Aufenthalt im Land Afghanistan auch blogt, obwohl ihm als Journalisten noch andere Kanäle offenstehen?

“afghanistan steht fuer blut und bombe, fuer krieg und katastrophe,
fuer leid und – lust. auf das leben, auf alltag, auf normalitaet. eben
diese lust soll im filter-blog reflektiert werden, streng subjektiv,
streng nach diesem prinzip gefiltert, als gegenmassenmediales werkzeug
und weit weg von der verzerrten, verschobenen, bluttriefenden
berichterstattung von bild, bams und glotze, den meistern von
schwarzweiss. afghanistan jedoch ist grau, vielschichtig, komplex.”