[inspic=679,,,0]Am Morgen des 14. April gab es ein Erdbeben in der Tibetischen Autonomen Präfektur Yushu (Jekundo) in der Provinz Qinghai. Inzwischen werden 2000 Todesopfer und 12.000 Verletzte gezählt. Zehntausende, so heißt es, sind obdachlos. Das Erdbeben der Stärke 7,1 hat den Nachrichten zufolge nahezu 90% der Häuser der Stadt Jekundo zerstört, über die Auswirkungen außerhalb der größeren Städte ist wenig bekannt. Jekundo ist eine nomadisch geprägte Region im Grenzgebiet der chinesischen Provinzen Qinghai, Sichuan und der Autonomen Region Tibet und die Infrastruktur ist überwiegend schlecht.
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In Xining haben sich lokale Nichtregierungsorganisationen (NGO), tibetische Reisebüros, Studenten und Lehrer zusammengetan, um schnell und gezielt Hilfe in die Region zu bringen. Mehr Informationen zu dieser spontanen Initiative: yushuearthquakeresponse.org.
Nachfolgend die Beschreibung der Lage in Jekundo von Tsemdo, einem jungen Tourguide, der am 15. April nach Jekundo (Yushu) gereist ist:
Am zweiten Tag nach dem Erdbeben organisierten wir mit den 25.000 Yuan (etwa 2.500 €‚¬), gespendet von kleinen lokalen Nichtregierungsorganisationen (NGO), Studenten und Lehrern der Nationalitäten Universität Xining, zwei Trucks mit Betten, Medizin, Instantnudeln, Handschuhen, Suppenschalen, Wasser und Gaskochern für die Erdbebenopfer.
Wir besorgten alles in Xining und Tschabtscha und machten uns am 15. April früh morgens auf den Weg nach Jekundo. Wir brauchten etwa 25 Stunden bis nach Jekundo. Die Straße war schlecht und wir sahen unzählige LKWs mit Hilfsgütern für die Erdbebenregion. Weil viele der Fahrer sich trotz Übermüdung keine Pause gönnten, gab es unterwegs immer wieder Unfälle.
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Am Straßenrand standen verlassene Trucks. Die örtliche Bevölkerung berichtete, dass die Fahrer sie stehengelassen haben, um ihren Familien im Erdbebengebiet zu helfen. Wir trafen auch eine Gruppe von Wanderarbeitern aus Linxia im Kreis Wenquan, die berichteten, dass sie zehn Leichen ausgegraben hatten. Sie waren nun auf dem Weg in ihre Heimat in der Provinz Gansu. Sie hatten nur überlebt, weil sie in Zelten gewohnt hatten.
Wir hörten, dass es schwierig sei nach Jekundo zu gelangen, weil die Straßen durch den Verkehr blockiert waren. Deshalb schickten wir ein paar Leute vorraus, um einen Weg in die Stadt zu finden und einen Platz, an dem unsere Hilfsgüter verteilt werden konnten. Wir hörten auch Gerüchte, dass Hilfstransporte überfallen und ausgeraubt worden waren, was die Verteilung schwierig machte. Für die letzten sieben Kilometer in die Stadt brauchten wir geschlagene zwei Stunden.[inspic=684,,,0]
Wie wir tiefer in das Erdbebengebiet vordrangen, sahen wir Fahrzeuge mit Hilfsgütern zwischen den zerstörten Häusern hin und her fahren. Zum Glück führte uns ein Kontaktmann zu einem sicheren Platz für die Verteilung der Hilfsgüter. Es war etwa 12 Uhr mittags am 16. April als wir mit dem Entladen unserer Lastwagen begannen. Dann trafen wir uns mit anderen lokalen und ausländischen Helfern, die uns mit der Lage vor Ort vertraut machten und uns eine Liste von Hilfsbedürftigen gaben.
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“Ich wurde etwa um 5 Uhr morgens durch das Erdbeben geweckt. Als ich realisierte, dass es ein Erdbeben war, wollte ich aufstehen. Ich war aber zu schläfrig. Auch meine Frau konnte vor Schläfrigkeit nicht aufstehen. Wir haben solch eine Müdigkeit noch nie in erlebt. Das war sehr seltsam. Die nächsten Erschütterungen waren gegen 7 Uhr 49 und ich erwachte endlich durch das Beben unseres Hauses. Alle Wände wackelten und ich packte meinen Enkel und meine Frau und wir rannten aus dem Haus. Wir waren kaum aus der Tür, da fiel unser Haus zusammen. Ich wurde von etwas am Kopf getroffen und brach ohnmächtig zusammen. Als ich wieder zu mir kam, war alles verschwommen. Langsam konnte ich klarer sehen, aber alles war erfüllt von Staub und dem Krachen der zusammenbrechenden Häuser. Dann bemerkte ich, dass ich völlig nackt war und suchte meine Kleider. Meine Tochter und mein Schwiegersohn hatten es nicht aus dem Haus geschaft und waren tot. Es ist wirklich die totale Verwüstung und viele andere sind auch gestorben.” berichtete einer unser Helfer.
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Wir begannen mit der Verteilung der Hilfsgüter am nächsten Morgen. Wir konnten etwa 72 Familien mit Zelten, Bettdecken, Wasser und Tütensuppen unterstützen. Eigentlich hatten wir nur Hilfsgüter für etwa 46 Familien, aber es kamen immer mehr, die um Hilfe bettelten.
Also verteilten wir die Hälfte aller Güter unter diesen 72 und gaben die andere Hälfte den lokalen Helfern. Einen Teil unserer Hilfsgüter übergaben wir einem Waisenhaus. Einer der Lehrer berichtete, dass die Kinder gerade beim Frühstück waren, als die Erde zu beben begann. Fünf Kinder wurden unter Trümern begraben. Letztlich konnten aber alle 150 Kinder gerettet werden.
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Gegen Mittag hatten wir alle unsere Hilfsgüter verteilt. Wir hatten gesehen, dass die meisten Rettungsmanschaften Mönche waren. Sie garben in den Trümmern, versuchen Leben zu retten und bergen Leichen. Die Toten, so hörten wir, werden von den Mönchen zu Himmelsbestattungsplätzen gebracht, kremiert und begraben. Mönche der Klöster führen auch die Zeremonien für die Verstorbenen durch. Diese Teams wurden von Klöstern in der näheren Umgebung organisiert.
Die Opfer sagen, dass die dringendste Unterstützung Zelte, Nahrung und Decken sind. Trucks mit Hilfslieferungen kommen von überall her in die Region, aber die Hilfe reicht bei weitem noch nicht aus und viele Hilfgüter kommen nicht rechtzeitig bei den Opfern an. Wir verließen Jekundo um kurz vor 1 Uhr am 17. April und erreichten Xining am Nachmittag einen Tag später.
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Der Autor ist der Redaktion von Tethys bekannt.