Ein unangenehmer Vorteil

Ein Beitrag von Lutz Rzehak

Das Gauhar-Shad-Mausoleum - Foto Lutz Rzehak (2005)

Das Gauhar-Shad-Mausoleum in Herat – Foto Lutz Rzehak (2005)

Reste blauer Fliesen an einer Kuppel aus gebrannten Ziegeln lassen den Glanz vergangener Zeiten erkennen. Immerhin: Das Gebäude steht noch. Die vier riesigen Minarette, die sich in unmittelbarer Nähe gekrümmt, aber hartnäckig gegen den Himmel strecken, als wolle jedes von ihnen dem schiefen Turm von Pisa seinen Ruf streitig machen, sind dagegen das einzige, was von der Moschee übrig geblieben ist, deren Ecken diese Minarette einmal säumten. Die Kuppel mit den Resten blauer Kacheln bedeckt das Grabmal jener Frau, die diese Minarette und die nicht mehr vorhandene Moschee vor mehr als einem halben Jahrtausend in Herat errichten ließ. Königin Gouhar Schad war eine Schwiegertochter Timurs des Lahmen und doch Großen. Aber nicht für weitläufige Feldzüge und kurzlebige Eroberungen, sondern für ihre außergewöhnliche Bautätigkeit wird diese Frau, deren Name “frohe Perle” bedeutet, als Bauherrin der architektonischen Perle Herat in froher Erinnerung behalten.

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Das Grab von Payrav Sulaymoni

Ein Beitrag von Massud Hosseinipour

Schahi Z Panorama

Shah-i Zinda – Panorama Hosseinipour

Der berühmte tadschikische Literat Payrav (Otadschon) Sulaymoni starb am 09. Juni 1933 in Samarkand an Typhus und hinterließ zwei Töchter. Seine Grabstätte liegt auf dem Gelände von Schah-i Zinda, einer der bekanntesten und größten Grabanlagen Zentralasiens. Macht man sich auf die Suche nach Sulaymonis Grab, wird man es jedoch auf dem etliche Hektar großen Friedhof kaum finden. Hinweisschilder gibt es keine und seit einigen Jahren trennt auch noch eine Autostraße (die Toshkent yo’li) den nördlichen Teil des Friedhofes von einem früher einmal zur Nekropole gehörenden Gräberfeld ab. Eines der Gräber dort ist das von Sulaymoni. Es lag also bereits 1933 an der Peripherie des damals nicht voll belegten Friedhofes.

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Das Grab Payrav Sulaymonis (Samarkand) – Foto Hosseinipour

Der Grabsuchende muss heute, vom Kolchoz-Bazar kommend, an der Hazrat-i Chezr Moschee vorbei den Weg linkerhand von der Toshkent yo’li zum Hamdaddin Basir Mausoleum nehmen. Nach etwa 200 Metern liegt das Grab des Dichters am Wegrand, im Schatten einiger Maulbeerbäume und überwuchert von Stauden und Sträuchern. Continue Reading →

Der Bücherretter

Dieser Beitrag lehnt sich an eine Publikation in der 1. Ausgabe der Zeitung Omuzgor-i javon vom 1. September 2014 – anlässlich des Tags des Buches, der in Tadschikistan immer am 4. September begangen wird. Der einseitige Artikel auf Seite 13 besteht aus einer kurzen biographischen Notiz und einem Gespräch, das M. Chodschaeva mit Zafar-i Dūst führte. Text und Übersetzung, Thomas Loy

Der Antiquar in seinem Laden im Kreise seiner Kunden

Der Antiquar in seinem Laden im Kreise seiner Kunden

Sucht man Zafar-i Dūst in Duschanbe, so findet man ihn von Montag bis Freitag von etwa 10 bis 14 Uhr in seinem “Bücherladen” unter freiem Himmel auf dem Gelände der Pädagogischen Universität. Der Laden besteht aus drei im halbrund unter Platanen angeordneten Bänken vor dem Gebäude der Abteilung für Fremdsprachen. Jeden Vormittag legt Zafar auf zwei dieser Bänke seine Bücher aus. Eine hält er frei – für sich und seine Kunden. Aber nur wenige setzen sich zu ihm. Die meisten seiner studentischen Kunden halten lieber Abstand zu dem hageren alten Herren. “Die besten Freunde des Menschen, nach Gott, dem Propheten und seinen Nachkommen, sind die Bücher” sagt er freundlich verschmitzt. Klar, dass die Studierenden von heute, die er mit Büchern aus zweiter und dritter Hand versorgt, den Alten eher kauzig finden, wie aus einer anderen Welt. Diejenigen, die sich doch zu Zafar setzen sind meist Dozenten oder Rentner, die mit ihm über Literatur reden wollen, über die Vergangenheit oder das Leben im Allgemeinen. Einige von ihnen kommen regelmäßig in den Laden – auf eine Tasse mit Zafar und seinen Büchern.

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Kabul einmal anders

Vor kurzem veröffentlichte Friederike Böge in der faz einen sehr schönen Beitrag über Kabul. Und auch wenn die Autorin, die längere Zeit selbst in der Stadt lebte, einiges ausblendet und hin und wieder mit ihren Einschätzungen daneben liegt (“Bildnisse sind unter den Sunniten verpönt”?), zeichnet sie in ihrem Beitrag doch ein Portrait der afghanischen Hauptstadt, wie man es in deutschen Medien nur selten findet. Böge führt uns nach Westkabul und blickt aus der Dasht-e Barchi auf die fragmentierte Stadt. Eine weitere Geschichte aus der Dasht-i Barchi, das selten gemeint ist, wenn in den Nachrichten von “Kabul” die Rede ist, findet man hier bei uns.

und hier noch drei Bilder aus Dasht-e Barchi – bei Sonne, bei Regen und bei Schnee:
Dasht-i Barchi SonneDasht-e Barchi Regen Dasht-e Barchi bei Schnee

Blogger in Tadschikistan verhaftet

unicef-tm-web-banner-990x257-2Alexander Sodiqov, der seit einiger Zeit den ausgezeichneten und sehr kritischen blog “Tajikistan Monitor” betreibt und für globalvoices aus Zentralasien berichtet, wurde vor einigen Tagen in Khorog von tadschikischen Sicherheitsbeamten festgenommen (angeblich von einer Truppe, die von amerikanischer Seite im Anti-Terrorkampf hochgerüstet wurde). Seither fehlt von ihm jede Spur – Kontakt zu seinen Familienangehörigen und Anwälten durfte er bisher anscheinend nicht aufnehmen. Angeblich wurde er seit seiner Verhaftung am 16. Juni zweimal im lokalen staatlichen Fernsehen vorgeführt. Ihm wird Spionage vorgeworfen.

Alexander Sodiqov, der auch an einer Dissertation an der Uni Toronto arbeitet, war zu wissenschaftlichen Recherchezwecken in den Pamir gereist, um dort ein Forschungsvorhaben der Uni Exeter (UK) zu unterstützen und wurde während eines Interviews mit einem lokalen Politiker verhaftet.

Die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Mai in Khorog (Chronologie der Ereignisse hier) scheinen die Behörden noch dünnhäutiger gemacht zu haben, als das nach dem Militärangriff auf die Hauptstadt der GBAO im Herbst 2012 sowieso schon der Fall war. Mit Alexander Sodiqov wurde nun erstmals ein Wissenschaftler von den staatlichen Stellen verhaftet, ohne sich dabei im geringsten um seine Rechte zu scheren.

Wir posten hier den Aufruf von amnesty zur Unterstützung und umgehenden Freilassung Alexander Sodiqovs! Einen Aufruf von Freunden und Kollegen Alexander Sodiqovs gibt es auf Avaaz.org.

URGENT ACTION
PHD STUDENT ARRESTED, HELD INCOMMUNICADO
Tajikistani national Alexander Sodiqov was arrested on 16 June in eastern
Tajikistan while conducting academic research. There are fears for his
safety and concerns that he may face torture or other ill-treatment.
Alexander Sodiqov, who lives in Canada, was detained on 16 June by two State
Committee for National Security officers in Khorogh, capital of eastern
Tajikistan’s Gorno-Badakshan Autonomous Oblast (GBAO). He has not been heard
from since he rang his wife on 16 June at 9.30 pm local time. He did not tell her
where he was being held.
He has not been heard from since. He is not known to have been able to contact a
lawyer.

Alexander Sodiqov is a PhD student at the University of Toronto. He had been
conducting research for a British Economic and Social Research Council project
called Rising Powers and Conflict Management in Central Asia which involves the
Universities of Essex and Newcastle. He was detained while conducting a research
interview with a civil society activist and deputy head of the Social Democratic
Party of GBAO, Alim Sherzamonov.

On 17 June police went into his mother’s home in the capital, Dushanbe, searched it
and removed computer and storage equipment. On 17 June, the State Committee for
National Security (SCNS) issued a statement accusing him of spying for foreign
governments. According to Asia Plus and Radio Free Europe/Radio Liberty, Alexander
Sodiqov appeared on local television in Badakhshan on the evening of 18 June and the
following morning talking about the situation in GBAO. Radio Free Europe’s
reports said that some observers felt the television footage had been edited. On 19
June the head of the SCNS, Saimumin Yatimov, made a statement saying that foreign
spies were operating in Tajikistan under the guise of NGOs and trying to undermine
safety and security in the country.

Alexander Sodiqov has now been held for 72 hours and under Tajikistani law he should
be charged or released.

Please write immediately in Tajik, Russian, English or your own language:
Urging the authorities to reveal Alexander Sodiqov’s whereabouts
immediately, as 72 hours has passed since he was detained and he must be either
charged or released immediately;
Urging them to ensure that he has unrestricted and confidential access to a
lawyer of his choice in line with Tajikistan’s national law and international
obligations;
Calling on them to ensure that he has immediate access to any medical attention
he may require.

Ballettkunst in Tadschikistan – Gestern und Heute

Ein Beitrag von Alexander Heiser
Maqomi Ishq_1Die Ballettkunst Tadschikistans ist ein Produkt der Sowjetära und vereint europäische und lokale tadschikische Formen und Themen. Grundlage des zentralasiatischen Balletts ist die russische professionelle Balletttradition, die lokale Elemente adaptierte und in das „tadschikische“, „uzbekische“ usw. Ballett integrierte. Continue Reading →

Bilder von der Beerdigung Massuds

Grablegung Massuds

Grablegung Ahmad Shah Massuds

Nur noch sieben Tage sind auf arte+7 die beeindruckenden Bilder zu sehen, die im Spätsommer 2001 auf der Beerdigung Ahmad Shah Massuds in seinem Heimatdorf von seinem Chefkameramann und seinem Team aufgenommen wurden. Für die arte-Reihe “Verschollene Filmschätze” wurden 26 Minuten davon zusammengeschnitten und kommentiert. Continue Reading →

Langer Marsch für Gerechtigkeit

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Karte Belutschistans gepostet von der Konferenz Belutschistan: vergessenes Volk, leidendes Volk s.u.

Mohammad Hanif ist neben Mohsin Hamid der wohl interessanteste zeitgenössische auf Englisch publizierende Autor aus Pakistan. Neben seiner Schriftstellertätigkeit setzt sich Mohammad Hanif auch für politische Themen ein. Auf dem blog „naked punch“ bezog er in einem Interview Stellung zu der in Pakistan und international totgeschwiegenen Protestbewegung der Belutschen. Continue Reading →

And the winner is…

tethys gratuliert Emomali Rahmon zur Bestätigung im Amt. Mit 83,6% der abgegebenen Stimmen konnte der seit 1994 amtierende Präsident sein Ergebis von 2006 noch einmal um knapp 4% verbessern.

Von amnesty wurde gleich ein Memorandum für den neuen alten Präsidenten aufgesetzt und gefordert, fortan die Menschenrechte in Tadschikistan zu respektieren und zu schützen. Das Memorandum im Wortlaut gibt es hier!

Die Amtseinführung wird für den 16. November erwartet.