Schweres Erdbeben im Bartang

Am 07.12.2015 ereignete sich im Pamir ein schweres Erdbeben. Am schwersten betroffen scheint das obere Bartang-Tal zu sein. Nach allem was bisher bekannt ist, scheint es glücklicherweise kaum Todesopfer gegeben haben – allerdings ist in vielen Dörfern ein Großteil der Gebäude zerstört. Auch die Straßenverbindung ins obere Bartang scheint unterbrochen und auch die Notversorgung aus der Luft ist bei den derzeitigen Witterungsbedingungen alles andere als einfach. Schnelle Nothilfe für einige der Dörfer ist also dringend erforderlich. Der Winter hat im Bartang bereits begonnen, auch wenn die Tiefsttemperaturen (bis -30 Grad) noch nicht erreicht sind.

Auf dieser Seite (link) könnt Ihr Euch über die aktuellen Entwicklungen und Zerstörungen im Bartang informieren und gegebenenfalls spenden. Der Verein Pamir-Hilfe verspricht schnelle, direkte und unbürokratische Hilfe ohne die sonst üblichen “Reibungsverluste”. Wie die Zukunft für die vom Beben betroffenen Menschen aussieht, ist ungeklärt. Staatliche Hilfsangebote bei Naturkatastrophen sehen in Tadschikistan oft nicht den Wiederaufbau von zerstörten Häusern vor, sondern die Umsiedlung der betroffenen Bevölkerung.
Das Epizentrum lag sehr nahe am Kul-e Sarez, einem Bergsee im Bartang, der vor ziemlich genau einhundert Jahren ebenfalls durch ein Erdbeben entstand. 1911 verschüttete ein Erdrutsch den Murghab-Fluss und staute diesen in der Folge zu einem über 50km langen und einige hundert Meter tiefen See – ob dieser natürliche Damm durch das Beben letzten Montag beschädigt wurde, ist noch unklar.

edition-tethys: im Gespräch

In eigener Sache! Seit heute (4.12.2015) ist ein schönes Gespräch mit Olaf Günther über die edition-tethys und die Kraft von Geschichten in der Wissenschaft online:

nachzuhören hier

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Auch auf der Afghanistan-Seite von Thomas Ruttig gibt es seit dem 23.November eine kurze Beschreibung der “Begegnungen am Hindukusch”.

Und nochmal bei Thomas Ruttig kommentierte Auszüge aus den “Begegnungen am Hindukusch” – es gibt übrigens noch einige Exemplare der ersten Auflage – greift zu und bestellt! mailto: loy@edition-tethys.org

Views from a School Window

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Emilia Roza Sulek

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During my fieldwork in 2014, I lived in a school compound in one of the few towns in my research region. ‘Development’ in this part of China meant that roads got a new surface, party buildings a new lustre of glass panels, and streets new lamps and other ‘accessories’ such as street signs, now available also in English. It also meant that hospitals moved to better-equipped buildings and schools grew in size. They grew not only in terms of the number of classrooms, but also other facilities, including apartments for school personnel. Almost all teachers lived within this ‘gated community’. They did not pay rent and their life was cheaper than on the other side of the ‘bars’. Continue Reading →

edition-tethys

 

logo_verlagtethys hat seit Anfang September mit edition-tethys einen eigenen Verlag. Dieser füllt eine Lücke in der regional ausgerichteten und ethnographischen Literatur. Das Verlagsprogramm ist radikal narrativ und will von Regionen und dem Alltag der dort lebenden Menschen erzählen.

 

In unseren Publikationen folgen wir unserem Verlangen, die Welt aus erster Hand kennenzulernen, und uns von ihren Besonderheiten und Widersprüchlichkeiten erzählen zu lassen. Seit dem 01.10.2015 ist nun der erste Band mit Zentralasienbezug im Handel!

Begegnungen-am-Hindukusch-211x300Die dokumentarischen Erzählungen des Sammelbandes “Begegnungen am Hindukusch” spannen einen Bogen von den 1960er Jahren bis heute und stammen unter anderem von den Autoren Karl Wutt –Reinhard Schlagintweit – Ingeborg Baldauf – Jürgen Wasim Frembgen –  Thomas Ruttig –Ali Karimi –  Lutz Rzehak – Manfred Lorenz – Hermann Kreutzmann und Ayfer Durdu.

Wir hoffen auf viele Leser und nehmen gerne Manuskripte entgegen….

 

“Säuberungswelle” in vollem Gang

Opposition wird in Tadschikistan nicht geduldet. Nachdem in den letzten Jahren immer wieder ehemalige Verbündete und Gegner aus Bürgerkriegszeiten durch das in Duschanbe herrschende Regime Emomali Rahmons verhaftet, bedroht, zu langen Freiheitsstrafen verurteilt, militärisch bekämpft oder unter ungeklärten Umstanden ums Leben gekommen sind, spitzt sich seit einigen Wochen die politische Lage im Land weiter zu. Seit den Parlamentswahlen im März gerät die Partei der Islamischen Wiedergeburt (PIW) und damit die letzte im Land verbliebene Oppositionspartei und deren Mitglieder immer weiter unter Druck.
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Für Liebhaber zentralasiatischer Sprachen

gerade rechtzeitig zum Urlaubsausklang ereilte mich in Dänemark ein link zu einem herrlichen Text, der kürzlich im NEW YORK TIMES Magazine erschien: “Letter of recommendation: Uzbek” von Lydia Kiesling. Für Freunde zentralasiatischer Sprachen und all diejenigen, die das Leben auch als eine wunderbare Abfolge von merkwürdigen und kaum nachvollziehbaren Entscheidungen halten. Katta Rahmat Micha!

Die Bundeswehr in Afghanistan – eine (traurige) Bilanz

Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) veröffentlichte kürzlich die Broschüre „Am Hindukusch – und weiter? Die Bundeswehr im Auslandseinsatz: Erfahrungen, Bilanzen, Ausblicke“ – Inhalt und Vorwort zum herunterladen hier.

Damit liegt erstmals ein Sammelband vor, in dem politische und militärische Verantwortungsträger ihre Erfahrungen der letzten 14 Jahre in und mit Afghanistan auf knapp 400 Seiten präsentieren.
Einer davon ist Winfried Nachtwei, nach Selbsteinschätzung politisch “mitverantwortlich … für die unter Rot-Grün gemachten strategischen Fehler der ersten Jahre”. Der ehemalige MdB (für die Grünen) war schon wiederholt mit (selbst)kritischen Stellungnahmen und Berichten von der schwierigen Lage in Afghanistan aufgefallen. Winfried Nachtwei ist damit eine positive Ausnahmeerscheinung in unserer politischen Schönrednerlandschaft – in der er (wie viele andere kritischen Stimmen auch) meist kein Gehör fand. Continue Reading →

Tadschikischer Oppositioneller ermordet

Nur eine Woche nach der Ermordung Boris Nemtsovs in Moskau wurde am 5.03.2015 in Istanbul der tadschikische Oppositionelle Umarali Quvvatov von einem Unbekannten auf offener Straße, vor den Augen seiner Frau und seiner beiden Söhne, mit einem Kopfschuss getötet. Anders als beim russischen Oppositionspolitiker und Kremlkritiker landete die Ermordung des 47-jährigen Quvvatov jedoch nicht in den deutschen Hauptnachrichten. Continue Reading →

Fitrats kleine Kapitalismusschule 2

From-the-Ruins
Abdurrauf Fitrat gehört zu den eher weniger bekannten asiatischen Kritikern des westlichen Imperialismus, die, inspiriert vom Sieg der Japaner über das zarische Russland 1905, zur Feder griffen, um ihre Gesellschaften aufzurütteln und aufzubegehren gegen die europäische Übermacht. „The early men of modern Asia“ schreibt Pankaj Mishra in seinem faszinierenden Buch From the Ruins of Empire über genau diese Aufklärer “travelled and wrote prolifically, restlessly assessing their own and other societies, pondering the corruption of power, the decay of community, the loss of political legitimacy and the temptations of the West.” Sie alle stehen am Beginn des Erwachens der asiatischen Welt. Von Ägypten über den Iran und Indien bis China und Japan reagierten junge Intellektuelle des frühen 20. Jahrhunderts mit einem ähnlich angelegten Programm. Continue Reading →

Fitrats kleine Kapitalismusschule

1991 ist der Kommunismus mit dem Ostblock untergegangen. 2008 starb der Kapitalismus. Als ich ein junger Student der Wirtschaftswissenschaften war, gab es einen großen Streit zwischen den Sozialisten, die an eine zentrale Planwirtschaft glaubten und den Hayekianern, oder Liberalisten, die auf das Wunder des Marktes setzten. Die Befürworter der Marktwirtschaft argumentierten, dass der Kapitalismus ein evolutionärer Kampf sei, in dem die Stärksten siegen und die Schwächeren, die weniger produktiv und profitabel sind untergehen … die Rettungspakete die für die Banken nach 2008 geschnürt wurden, waren so etwas wie umgekehrter Darwinismus. Je erfolgloser die Banker und je größer die Verluste ihrer Bank waren, desto größer war auch die Unterstützung von Seiten der Steuerzahler, und desto erfolgreicher wurde dem Rest der Gesellschaft das Geld aus der Tasche gezogen.
(Yanis Varoufakis, 2014, Der Kapitalismus (4/6) 47:00-48:20, arte)

110es Geburtsjubiläum Abdurauf Fitrats 1996

Briefmarke zum 110. Geburtsjahr ‘Abdurauf Fitrats im Jahr 1996

Gut 100 Jahre früher machte sich in Buchara ein junger Intellektueller ebenfalls Gedanken über den Kapitalismus, der, in Gestalt des zarischen Russlands dabei war, die Gesellschaft seiner Heimat zu zerstören. Im Jahr 1913 veröffentlichte  ‘Abdurauf Fitrat zwei theoretische Essays in der Zeitschrift Āʿīna. Diese wurde in den Jahren 1913 bis 1915 von Mahmud Xo’ja Behbudi in Samarkand herausgegeben. In “Der Profit” und in “Das Leben und das Ziel des Lebens” beschäftigt sich Fitrat mit den Grundlagen und Besonderheiten der menschlichen Gesellschaft. Den Lesern und Hörern präsentiert Fitrat in den beiden Essays eine auf europäischen Theorien beruhende Entwicklungstheorie, die sich von den traditionell in diesem Raum herrschenden Vorstellungen von Welt deutlich unterschied. Die einer Gesellschaft zu Grunde liegenden Mechanismen stellte er dabei als allgemein gültig, wissenschaftlich erklärbar und rational nachvollziehbar vor. An der Richtigkeit und Notwendigkeit dieser Herangehensweise gab es für Fitrat keinen Zweifel. Durch Überzeugungsarbeit sollte der für nötig erachtete strukturelle Wandel der islamischen Gesellschaft in Buchara und Russisch Turkestan initiiert und die Menschen dieser Region auf die veränderten Rahmenbedingungen der neuen Epoche vorbereitet werden.
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