Im Staub der Smaragde

Selten genug erfahren wir aus dem normalen Alltagsleben der Afghanen, zumal von denen, die in der Provinz leben, z.B. im Pandshirtal. Der Freitag hat vor ein paar Tagen einen Artikel veröffentlicht, in dem wir aus dem Alltag von Minenarbeitern erfahren, die auf der Jagd nach dem blauen Lapislazuli, anderen Halb- und Ganzedelsteinen und Mineralien ihr Leben aufs Spiel setzen. Nicht zuletzt haben die Erlöse aus diesen Minen den Mujaheddin geholfen, die Soldaten der Sowjetunion zu vertreiben und sich gegenseitig zu bekriegen.

Leben und Werk des Sayed Muhammad Da’ud al Hossaini

Ein Beitrag von Hashmat Hossaini.

[inspic=527,left,,250]Der Künstler, Forscher und Dichter Professor Sayed Muhammad Da’ud al Hossaini, gehörte zu den produktivsten Kunstprofessoren und war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kalligraphie in Afghanistan im 20. Jahrhundert. Hossaini wurde am 2. August 1897 (dem 12. des Monats Assad im Sonnenjahr der Hedschra 1276) in dem bei Kabul gelegenen Dorf Tipah geboren. Später wurde hier der Palast “Dar ol Aman-e-Kabol” erbaut. Professor Hossaini hat vom Beginn bis zum Ende seines öffentlichen Wirkens zahlreiche Medaillen, Ehrenurkunden und Preise durch Regierungsbehörden überreicht bekommen, Auszeichnungen für sein Wissen, seinen Diensteifer und seine Loyalität zum damaligen Staat.

Neben seiner wissenschaftlichen, künstlerischen und administrativen Tätigkeit und seinem Lehramt an den Fakultäten für Literatur und Jura (Fach: islamisches Recht) an der Universität von Kabul, war Hossaini während der 12. und 13. Wahlperiode des afghanischen Parlaments als Senator im Oberhaus tätig. Danach wurde er Kulturberater und enger Vertrauter des Königs Muhammad Zahir Schah und versah dieses Amt bis zur Zeit des Staatsstreiches des Sardar Mohammad Da’ud Chan. Bedauerlicherweise verstarb dieser unermüdlich tätige, hochgebildete, künstlerisch hochbegabte und wortgewandte afghanische Gelehrte abends am Abend des 24. Dezember 1979 (im Sonnenjahr der Hedschra 1358) infolge eines Herzversagens in seinem Haus in Baghnawab-e Kabol und wurde tags darauf im Hof der Pilgerstätte Baba-ye Chodi beigesetzt. Continue Reading →

Band-i Amir, blaues Glück

band- amir Foto: <a mce_thref=Welcher Film über Afghanistan kommt ohne einen Vogelflug über das Naturwunder Band-i Amir aus? Welcher Hippie war in den 70ern in Afghanistan ohne Zwischenstop am See? Damals war er schon Nationalpark, seit ein paar Tagen ist er es wieder. Der earthday wurde zum Anlass genommen, Afghanistans blaues Wunder zum Nationalpark zu erklären. Nun werden hier die Touristen, die vorher schon sporadisch zum See fuhren, wohl in Scharen kommen. Der See hat solche Aufmerksamkeit verdient.band- amir Foto: <a mce_thref=.

Rudakis Dichtkunst und sein Einfluß auf die Farsi-ye Dari-Literatur

rudaki-mit-harfe-und-enten.JPGAbdullah Jafar Ibn Mohammad Rudaki zählt zu den am meisten verehrten Dichtern im persischsprachigen Raum. In Afghanistan, im Iran und in Tadschikistan wird er bis heute als Nationaldichter gefeiert und seine Werke oder Teile daraus geliebt, gelesen und rezitiert. Eine Einschätzung und Würdigung des Vater der neupersischen Poesie von Dr. Haschmat Hossaini.

Im 3. Jahrhundert nach der Hedschra (9. Jh. nach Christus), als der Freiheitsgedanke in Xorassan an Kraft gewann und das Land vom Abbassidenreich losgelöst wurde, haben die ersten Wortgewaltigen der Sprache und Literatur des Dari im damaligen Xorassan und Sistan die Fackel der Dichtung und Literatur in die Hand genommen und mit ihr das Licht nach ZaranÄŸ, FōšanÄŸ, Sistan, Herat, Ġōr, Balx, Ğōzğānān, Toxarestan, Kabol und Zabol getragen. Die Safariden von Sistan und die Samaniden von Balx waren die Vorreiter und Inspiratoren dieser Bewegung. Continue Reading →

einen Augenblick Afghanistan

Seitdem Afghanistan in unseren Medien wieder täglich präsent ist, erfahren wir alles über Bomben, Angriffe, Drogen und Mißwirtschaft. Nur hat das alles wenig mit dem Land selbst zu tun, sondern vielmehr damit was der Westen mit diesem Land macht.

Natalia, eine NGO Mitarbeiterin in Afghanistan berichtet auf ihrem Photoblog wenig darüber, was sie in diesem Land macht,[inspic=512,left,,300] vielmehr kann man mit ihr erleben, was die Menschen in Afghanistan so alltäglich tun. Ganz alltägliche Szenen, auf dem Weg zu Markt, in einer Frauenrunde, beim Pferdepolo verbinden den Betrachter mit dem Land.

[inspic=514,left,,300] Assoziationen zu den weltberühmten Photographien des Ehepaar Michauds kommen einem da ständig. Als ich sie darauf ansprach, warum sie das eigentlich tut, antwortete sie:

“Meine Photographie hilft mir, mich mit Land und Leuten zu verbinden. Ich habe immer mehr Liebe zu diesem Land entwickelt, zu den Leuten, ihrer Widerstandskraft, ihrem Mut und ihrem Optimismus. Ihre Gesichter sind ausdrucksvoll und ein jedes erzählt eine Geschichte. Ich habe angefangen, diese Bilder zu veröffentlichen, weil ich ihre Geschichten mit den Menschen da draussen teilen wollte.”

[inspic=513,center,,300]

Zettelkasten

Christian Bleuer betreibt ein paar Internetseiten und einen Blog und schreibt regelmäßig über Afghanistan. Nun hat er eine umfassende Bibliographie zu Afghanistan im pdf Format herausgegeben. Ein kurzer Blick an die Ränder der zentralen Themen zeigt, ein umfassender Anfang für die englischsprachige akademische Öffentlichkeit. Alles, was seit Jahrzehnten zu ähnlichen Themen auf Russisch, Deutsch oder Französisch geschrieben wurde, fehlt. Aber was soll’s, das lesen eh nur ein paar wenige…

Wer will, kann sich an der Bibliographie beteiligen und ihm ein paar Titel schicken, auf dass das Werk an Substanz gewinnt.

Heiraten in Afghanistan

Die Afghanistan Research Evaluation Unit (AREU) hat Heiratspraktiken in vier verschiedenen Regionen Afghanistans erforschen lassen. Die Autorin Deborah J. Smith hat sich diesem Thema auf unglaublich vielfältige Weise genähert und es einer vergleichenden Analyse auf über 100 Seiten unterzogen. Dabei geht es, wie schon die ersten Seiten verraten, nicht um die plumpe im Westen gebräuchliche Dichotomie zwischen Heirat bzw. Verheiratung und Zwangsheirat, sondern um die komplexen wechselseitigen Rituale, die Aushandllungsprozesse, Einflußkämpfe zwischen den Geschlechtern, Generationen und Verwandtschaftsgraden, sowie um das Heiraten als alltägliche Erscheinung und nicht als gesellschaftlicher Ausnahmezustand. Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden.

Das Leben ist nichts als Narretei

Ein Beitrag von Olim devona

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Es war in den Tagen des Fastenbrechenfestes, die ich mit einem befreundeten Ethnologen und Kollegen in Afghanistan dazu nutzte, in die schöne alte Stadt Balkh zu fahren, um hier einen uns bekannten Dichter und Denker zu besuchen. Als wir im Stadtzentrum angekommen waren und mit unserem Sammeltaxi um den in der Stadtmitte gelegenen Park herum fuhren, bemerkte ich eine Menschenmenge im Park, die auf etwas Sensationelles in ihrer Mitte schließen ließ. Es waren die Tage des heiligsten islamischen Festes und die Bevölkerung zum Flanieren und Müßiggehen aufgelegt. Da kam solch ein kleines Spektakel ganz gelegen. Wir nutzten die Gunst der Stunde und schauten ebenfalls vorbei, was denn nun in mitten der Menschen zu bewundern war. Continue Reading →

Damit kein Blut mehr fließt

Ein Beitrag von Lutz Rzehak

[inspic=354,left,,320]Wie der Pakistan Oberserver und andere Medien berichten, sollen in dem Dorf Lanjoo Saghari, das an der Grenze der pakistanischen Provinzen Sindh und Balochistan gelegen ist, Ende Mai dieses Jahres fünfzehn minderjährige Mädchen aus dem Stamm der Chakrani in den Stamm der Qalandari verheiratet worden sein, um eine acht Jahre alte Stammesfehde zu beenden. Die Fehde war ursprünglich entbrannt, weil ein Hund der Qalandari einen Esel gebissen hatte, der den Chakrani gehörte. Im Verlauf der Fehde waren seitdem elf Personen der Qalandari und zwei Personen der Chakrani zu Tode gekommen, darunter eine Frau. Die Übergabe der Mädchen war von führenden Vertretern beider Stämme auf einer gemeinsamen Beratung beschlossen worden. Continue Reading →