Ein Reprint von Landolf Scherzer
Mitte der 1970er Jahre reiste ein DDR-Schriftsteller in die 5 südlichen Sowjetrepubliken, die sogenannten -stans , und erschrieb sie einem DDR Publikum. Es entstand das Buch “Nahaufnahmen”. Seine schriftstellerische Bekanntheit sollte sich eigentlich erst später mit einem Werk ergeben, das in der DDR wie eine kleine publizistische Überraschung wirkte: “Der Erste”. Der Schriftstellerverband der DDR hatte die Aufgabe gestellt, das Leben und Streben der Arbeiter- und Bauernpartei noch näher ans Volk zu bringen. Diesen Auftrag ernst nehmend stellte Landolf Scherzer den Antrag, den Bezirksparteisekretär von Suhl für 14 Tage auf Schritt und Tritt verfolgen zu dürfen. Das Ansinnen erschien märchenhaft, denn ein Bezirksparteisekretär war damals das, was heute ein Ministerpräsident eines kleinen Bundeslandes ist – kein unwichtiger Mann im Staate. Kurzum, Scherzer erhielt die Chance und nutzte sie zu einer erstaunlich lebensnahen Reportage von den Aufgaben und Problemen und von den Leistungen und dem Unvermögen der SED Funktionäre.
Vor ein paar Jahren meldete sich Landolf Scherzer zurück auf der literarischen Bühne und schrieb zwei bemerkenswerte Bücher. In “Die Fremden” spürt er den Erfahrungen von Gastarbeitern in der DDR und derer nach, die mit ihnen und für die sie arbeiten und schildert ihre Schicksale in Wende- und Nachwendezeit. In “Der Grenzgänger” läuft Scherzer entlang der Deutsch-Deutschen Grenze zwischen Thüringen, Hessen und Bayern und berichtet von seinen Erlebnissen auf beiden Seiten. Landolf Scherzer fühlt sich stets in die Menschen ein, denen er begegnet und zeigt denen, die ihm dabei offensichtlich auf den Keks gehen auf recht direkte Weise seine Missfallen. Continue Reading →