Tadschikische Trolleybusse

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Duschanbe, die Hauptstadt Tadschikistans, besitzt ein auch aus westeuropäischer Sicht funktionierendes Nahverkehrssystem. Trolleybusse nehmen dabei eine wichtige Rolle ein. Alle Fahrzeuge im Linienbetrieb sind an den Seiten mit politischen Slogans versehen. Ausgehend von diesen zahlreichen Slogans soll die neuere Geschichte Tadschikistans und die aktuelle politische Entwicklung beleuchtet werden.

Dabei waren Slogans auf den Seiten der Busse zu Zeiten der Sowjetunion unüblich, und heutzutage entscheiden sich die meisten Betriebe diesen Platz zu Werbezwecken zu vermieten. Duschanbe geht jedoch einen anderen Weg.

Die Slogans scheinen eine Besonderheit der Stadt zu sein, vor allem angesichts der Tatsache, dass so viele verschiedene Sprüche anzutreffen sind – einige Dutzend. Die Slogans werden durch die Stadtverwaltung in Auftrag gegeben und an den stadteigenen Verkehrsbetrieb weitergeleitet, der diese an den Fahrzeugen anbringen lässt.

Zehntausende Personen sehen die Slogans täglich an sich vorbeifahren, aber nehmen sie diese überhaupt wahr? Oder sind die Slogans nur Hintergrundgeräusche, angesichts der allgegenwärtigen Slogans, die Straßenzüge überspannen oder Hauswände bedecken? Es ist eine grundlegende Marketing-Frage; in unserem Fall jedoch hat sie eine politische Bedeutung.

Die untersuchten Slogans auf den Fahrzeugen sind ein Baustein unter vielen in einer breit angelegten staatstragenden Erziehungskampagne. Wie viel Beachtung sie auch immer tatsächlich finden mögen, sie sind bezeichnend für das Verhältnis zwischen Regierung und Bevölkerung in den zentralasiatischen Republiken. Continue Reading →

Tian’anmen-Massaker II

Seit mehreren Tagen brodelt es in China, verfolgt man die online Presse, die zu seinem Westteil Xinjiang schreibt. Vor mehr als einer Woche kam es in einer Spielzeugfabrik zu einer Massenschlägerei zwischen Hanchinesischen Arbeitern und türkischen Muslimen aus der Westprovinz Chinas Xinjiang. Dabei hatte sich eine chinesische Mitarbeiterin in den Aufenthaltsräumen der Uighuren tätlich angegiffen gefühlt. Daraufhin sind beide Gruppen spontan bewaffnet aufeinander zugegangen, die Folge waren zwei Tote und viele Verletzte. Nun hat sich diese Schlägerei gestern zwischen Uighuren und Chinesen in der Hauptstadt Urumqi im großen Maßstab wiederholt. Die einen fordern Aufklärung, die anderen unterdrücken die Prosteste aus Angst vor einem Flächenbrand. Dabei gab es gestern soviele Tote wie einst auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Nun entlädt sich das, was sich seit Jahrzehnten an Druck auf die Uighuren aufgebaut hat. Wir kennen die Folgen aus Tibet vor einem Jahr, das wird gar nicht heiter werden. Die Demonstranten werden durch die Kamera erfasst und später zu Hunderten von zu Hause abgeholt werden. Es wird Ausgangssperren sogar in Dörfern geben- die totale Kontrolle, wie schon seit Jahrzehnten.

Mehr dazu hier:

Spielzeugfabrik

http://www.reuters.com/article/worldNews/idUSTRE55Q0DS20090627

Gestern in Urumqi:

http://news.bbc.co.uk/2/hi/asia-pacific/8135203.stm

Update jetzt auch :

taz

http://www.taz.de/1/politik/asien/artikel/1/schwere-unruhen-in-westchina/

spon

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,634450,00.html

Sommerschule ‘Mensch, Umwelt, Interaktionen entlang der Seidenstraßen

Der DAAD (Programm GoEast) vergibt Stipendien für die Interdisziplinäre Sommerschule “Mensch, Umwelt, Interaktionen entlang den Seidenstraßen“, die in Kirgistan vom 2.- 18. August 2009 stattfindet. Die Bewerbungsfrist für die Sommerschule, wie auch für das Stipendium wurde verlängert bis 30.6.09!

Unterlagen für die Bewerbungen für die Sommerschule:

  • tabellarischer Lebenslauf und Motivationsschreiben

Unterlagen für die Bewerbungen für das Stipendium:

  • tabellarischer Lebenslauf + Motivationsschreiben + Bewerbungsformular + Zulassungsbestätigung (email)

Es ist ausserdem möglich, ein kostenloses Visum zu bekommen!

Hier der text der Ausschreibung:

Der DAAD Go East vergibt Stipendien für die Teilnahme an der Interdisziplinären Sommerschule
 Mensch Umwelt Interaktionen entlang den Seidenstraßen Kirgistan, 2.- 18. August 2009

Gefördert werden 18 Studierende deutscher Hochschulen aus den Fachrichtungen Ethnologie, Archäologie und Geowissenschaften. Voraussetzungen: – Deutsche Staatsangehörigkeit (bzw. Gleichstellung mit deutschen Staatsangehörigen nach §8 Abs. 1 Zif 2 und Abs 2 Bafög) – ausgeprägtes Interesse an der Region und dem Leben jenseits der
Hauptstädte; hohe Anpassungsbereitschaft (die Unterbringung erfolgt größtenteils in Privathäusern und kleinen Pensionen, die nicht europäischem Standard entsprechen.) – Lebenslauf und Motivationsschreiben an das DAAD-Informationszentrum Bischkek – gute Englischkenntnisse Inhalte: Der Mythos Seidenstraße hat in letzter Zeit zunehmend an Aktualität gewonnen. Von besonderem Interesse für die Geistes- und Sozialwissenschaften sind dabei die Fragen nach den vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Menschen und ihren jeweiligen Umwelten. Die Sommerschule wird diese Mensch-Umwelt-Interaktionen aus archäologischer, geowissenschaftlicher und ethnologischer Sicht beleuchten. Im Zentrum stehen Fragen nach der
Anpassung des Menschen an seine Umwelt: so geben archäologische Ausgrabungsfunde Aufschluss über geschichtliche Anpassungsleistungen, Geowissenschaftler untersuchen die Bedeutung von kurz- und langfristigen Umweltveränderungen auf den Menschen, während Ethnologen Kultur- und Wirtschaftsformen innerhalb der durch die Umwelt vorgegebenen Möglichkeiten erforschen. Die interdisziplinäre Sommerschule bringt diese sich ergänzenden und einander bereichernden Fachperspektiven zusammen. Ein Vortragsprogramm führt in das Thema ein und vermittelt den interdisziplinären Ansatz der Sommerschule.

Auf Exkursionen werden anschließend anhand zweier völlig unterschiedlicher Regionen Forschungsfragen praktisch erarbeitet. So
belegen archäologische und geologische Funde im nördlichen Gebirgsraum Kirgistans die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt. Hier spielen auch heute noch Viehwirtschaft und Traditionen des Nomadentums eine wichtige Rolle. In den Ebenen Südkirgistans dagegen dokumentieren Architektur und Wohnformen die frühe Sesshaftigkeit und Islamisierung der Bevölkerung.
Hier werden wir u.a. den Einfluss traditioneller und moderner Bewässerungsformen studieren. Unterbringung und Verpflegung erfolgt meistens in Privathäusern bei Familien; wo das nicht möglich ist, werden einfache Pensionen gewählt. Zeitplan: 02.05.08 2009: Bischkek: Vorlesungen; Exkursionen zu Ausgrabungen und Canyons in der Region 06.-11.08.
2009: Issyk-Kul-Region, Nordkirgistan 13.-17.08.2009: Ferghana-Tal, Südkirgistan Kursgebühren und sonstige Kosten: Für die Teilnahme werden Kursgebühren von 650,- Euro fällig. Die werden für DAAD- Stipendiaten direkt an die Organisatoren der Sommerschule überwiesen.

DAAD-Stipendium: Der DAAD gewährt ein Stipendium in Höhe von 1700‚¬ pro Teilnehmer, das sich folgendermaßen zusammensetzt: Reisekostenpauschale: 725‚¬; Teilstipendium: 325‚¬ / Kursgebühren: 650‚¬. Es ist eine Eigenbeteiligung von mindestens 500 EUR einzuplanen.

Der Ball ist rund in Taschkent

wie EurasiaNet Eurasia Insight soeben vermeldet, heuert der von Chelsae gefeuerte brasilianische Fussballlehrer Luiz Felipe Scolari als neuer Trainer beim größten, reichsten und schicksten Fussballriesen Uzbekistans an.
Bunyodkor – uzbekischer Meisterverein mit hochfliegenden Ambitionen – und die dazugehörigen Damen und Herren im Hintergrund – lassen sich nicht lumpen. Viel besser kann man das sauer verdiente Geld nicht anlegen. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Rechnungen aufgehen und Bunyodkor auch in der Saison 2009/2010 uzbekischer Meister wird – sonst werden Felipe und seine Mannen demnächst wohl zur Baumwollernte verdonnert.

Avantgarde und das Privileg der Provinz

Ein Beitrag von olimdevona

[inspic=536,left,,0] Im Norden Usbekistans am südlichen Rand des sterbenden Aralsees liegt ein Land, dass sich heute Karakalpakistan nennt, das Land der Leute mit dem Schwarzen Hut. Von den Zentren des sowjetischen Imperiums aus gesehen, wie auch heute aus der Perspektive des unabhängigen Usbekistan, ist der Landstrich am Aralsee tiefste Provinz. Seine Hauptstadt Nukus ziert jedoch ein Museum, das wohl nur der Provinzialität seines Standortes verdankt, dass es überhaupt entstehen konnte, das Sawitzki Museum.

In den letzten Jahren wurde viel getan, um die Bekanntheit des Museums zu stärken. Viele Touristen lösen ein Flugticket nach Nukus, allein um das Museum zu besuchen. Im Allgemeinen jedoch ist die Geschichte dieses Museums, dass das Schicksal der modernen Kunst Rußlands und Zentralasiens entscheidend mitbestimmte, im Westen wenig bekannt. Continue Reading →

tajikfilm & 2shanbe

wer gerne tadschikische filme im netz sehen möchte, dem wird seit kurzem geholfen. 36 neueste und ältere (Sowjet-) Tadschikische Filme verschiedener Genres werden hier bisher online angeboten. Ovora (“Der Vagabund”) von Gulandom Muhabbatova und Daler Rahmatov (2005) ist einer der neueren Filme, die sich poetisch mit der schwierigen Situation der alleingelassenen Familien tadschikischer Arbeitsmigranten auseinandersetzen (leider wird hier durchaus landestypisch eine Russische Synchronstimme recht unmotiviert über das tadschikische Original gesprochen, was dem Hörvergnügen durchaus abträglich ist). Zu den bekanntesten Filmen im Angebot gehören Luna Papa von Bakhtiyor Khudoinazarov (1999) und der Sowjetische Klassiker Nisso (1979) von dessen Vater Davlat Khudoinazarov. Aber auch die tadschikische Version von Shrek ist auf dieser Seite abrufbar.

Im Staub der Smaragde

Selten genug erfahren wir aus dem normalen Alltagsleben der Afghanen, zumal von denen, die in der Provinz leben, z.B. im Pandshirtal. Der Freitag hat vor ein paar Tagen einen Artikel veröffentlicht, in dem wir aus dem Alltag von Minenarbeitern erfahren, die auf der Jagd nach dem blauen Lapislazuli, anderen Halb- und Ganzedelsteinen und Mineralien ihr Leben aufs Spiel setzen. Nicht zuletzt haben die Erlöse aus diesen Minen den Mujaheddin geholfen, die Soldaten der Sowjetunion zu vertreiben und sich gegenseitig zu bekriegen.

… und dann zersplittern beide unter lautem Gelächter!


Ein Beitrag von Michael Angermann

Am frühen Morgen sieht Mann sie das erste Mal auf der Straße, in Rot und Orange trägt Frau sie durch Chorog, der Hauptstadt der Autonomen Region Berg-Badachschan im Osten Tadschikistans. Schnell tuschelt sich die Neuigkeit durch den kleinstädtischen Sommermorgen: chinesische Händler sind gekommen. In großer Anzahl setzen sich Menschenmassen in Bewegung und überqueren die Gunt, die nur wenige Kilometer flussabwärts in den afghanisch-tadschikischen Grenzfluss Pjandsch mündet, um sich dann auf einem abenteuerlichen Pfad zum Gelände eines ehemaligen LKW-Hofs hinaufzuwinden. Ein orange-rotes Farbenmeer quillt ihnen entgegen.

Chinesischer Markt in Chorog Continue Reading →

Polygamie und Rechtssicherheit

Ganz selten wird das Problem, dass in den meisten islamische Ländern Polygamie verboten ist und doch ein alltägliches außerbehördliches Phänomen darstellt, mal aus der Sicht der Betroffenen geschildert. Die Literatur, die hierzu zu finden ist, ist rar. Nun hat Shamsiya Qasim, Korrespondentin für den persischen Zweig des BBC eine Reportage veröffentlicht. Hier geht sie den 30 % illegalen Ehen nach, die in Tadschikistan geschlossen wurden und zeigt das Dilemma eines Staates, eine Verfassung importiert zu haben, ohne sie den Gegebenheiten des Alltages anzupassen.