Heiraten in Afghanistan

Die Afghanistan Research Evaluation Unit (AREU) hat Heiratspraktiken in vier verschiedenen Regionen Afghanistans erforschen lassen. Die Autorin Deborah J. Smith hat sich diesem Thema auf unglaublich vielfältige Weise genähert und es einer vergleichenden Analyse auf über 100 Seiten unterzogen. Dabei geht es, wie schon die ersten Seiten verraten, nicht um die plumpe im Westen gebräuchliche Dichotomie zwischen Heirat bzw. Verheiratung und Zwangsheirat, sondern um die komplexen wechselseitigen Rituale, die Aushandllungsprozesse, Einflußkämpfe zwischen den Geschlechtern, Generationen und Verwandtschaftsgraden, sowie um das Heiraten als alltägliche Erscheinung und nicht als gesellschaftlicher Ausnahmezustand. Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden.

Hammer Purgstall aktuell

Das Informationszentrum für Zentralasien und Südkaukasien an der Orient-Akademie der österreichischen Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall ist wieder aktuell redaktioniert und hat mit Silvia de Carvalho eine neue Leiterin. Die Hammer Purgstall Gesellschaft ist dabei nicht streng akademisch wissenschaftlich orientiert, sondern bietet auch Sprachkurse und Reisen in den Orient an und hat sogar einen Kalender, der bis Juni 2009 voll gefüllt ist mit Terminen.

Ausstellung: Between Tibet and Assam: cultural diversity in the eastern Himalayas (London/UK)

Das British Museum zeigt vom 30. Januar bis zum 13. April noch eine Austellung, die sich den kleinen tibetanischen Diasporastämmen im Norden Indiens widmet. Thematisiert werden zwei kleine Stammesgruppen, die buddhistischen Monpa und die animistischen Apatani, deren kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede genauso beleuchtet werden, wie die ökonomischen Strategien zwischen Reisanbau und Jagd. Dazu kommt es ausstellungsbegleitend zu einer Konferenz.

via

Wolfgang Lentz – Mit Phonograph und Kamera bei den vergessenen Völkern des Pamir. Der Sprachensammler und die Technik (1)

Landschaft im Pamir, Foto Zeitbild

Ein Beitrag von Thomas Loy

“Lentz ist eine gedrungene Gestalt, auf der ein Rundkopf mit verschmitztem Gesichtsausdruck thront. Obgleich mit allen Wassern der Schriftdeutung gewaschen, ist er kein Stubengelehrter, denn am Bilde seiner Persönlichkeit haben auch weltliche Wasser gemodelt.” So jedenfalls sah ihn im Jahr 1928 Willi Rickmer Rickmers, seines Zeichens Leiter der Deutsch-Sowjetischen Alai Pamir Expedition, an der auch der junge Iranist Wolfgang Lentz maßgeblich beteiligt war. (Rickmers 1930:12)

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Willi Rickmer Rickmers und Die deutsch-sowjetische Alai-Pamir Expedition von 1928

Ein Beitrag von Thomas Loy

[inspic=488,,,400] In diesem Jahr jährte sich zum 80sten mal eine von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft finanzierte Forschungsreise auf das so genannte Dach der Welt – die gemeinsame, transdisziplinäre deutsch-sowjetische Alai-Pamir Expedition. An dieser Stelle sei noch einmal an diese generalstabsmäßig geplante und hervorragend besetzte wissenschaftliche Großunternehmung erinnert.

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Herbst in Taschkent

Ein Beitrag von Birgit Läbe

Herbst KachelHerbst in Taschkent, das ist ein wahrer Gegensatz zu meinen Beobachtungen, die ich im Sommer gemacht habe. Das kalte Wetter macht aus den Einwohnern hier wahrlich in sich gekehrte Wesen. Auf der Strasse und in der Metro begegne ich Menschen, die ihre Umwelt gar nicht mehr in dem Maße wahrnehmen, wie ich es gewohnt bin. Ich komme mir vor wie Luft! Wo sind nur die auf mir sitzenden Blicke der Passanten ob meines Aussehens oder meiner Schuhe…?
Fast jeden Tag regnet es, manchmal ununterbrochen. Auf den Strassen dominiert die Farbe Schwarz, die Menschen passen sich den Jahreszeiten auf wunderbare Weise an. Aber es gibt da noch so eine spezielle Eigenheit der Usbeken, der man gerade jetzt besonders begegnen kann…
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Mystische Weberei

Ein Beitrag von Birgit Läbe

Webstuhl in Margillon

Während meines Aufenthaltes in Usbekistan bin ich auf der Suche nach verschiedenen Orten im Land, in denen das traditionelle Webereihandwerk noch gepflegt wird.

Dabei hat mich einer meiner ersten Wege nach Marghillon ins Ferghanatal geführt. Hier gibt es die noch bestehende Seidenfabrik “Yodgorlik”, die wahrlich schon bessere Zeiten als heute gesehen haben muss. Also machte ich mich auf den Weg nach …

… Ferghana — dieses Wort hatte sich vor meiner ersten Reise ins Ferghana- Tal im Kopf zu einem sagenumwobenen Ort zusammengeballt. Den Berichten von Bekannten über diese Region lauschend, wollte ich meine Neugier nun endlich stillen und selbst auf Erkundung gehen- nicht nur um Ferghana Willen, sonder auch, um nach lebendigem Handwerk in Usbekistan, vor allem im Bereich der Weberei zu suchen … Continue Reading →

Das Leben ist nichts als Narretei

Ein Beitrag von Olim devona

[inspic=453,left,,300]

Es war in den Tagen des Fastenbrechenfestes, die ich mit einem befreundeten Ethnologen und Kollegen in Afghanistan dazu nutzte, in die schöne alte Stadt Balkh zu fahren, um hier einen uns bekannten Dichter und Denker zu besuchen. Als wir im Stadtzentrum angekommen waren und mit unserem Sammeltaxi um den in der Stadtmitte gelegenen Park herum fuhren, bemerkte ich eine Menschenmenge im Park, die auf etwas Sensationelles in ihrer Mitte schließen ließ. Es waren die Tage des heiligsten islamischen Festes und die Bevölkerung zum Flanieren und Müßiggehen aufgelegt. Da kam solch ein kleines Spektakel ganz gelegen. Wir nutzten die Gunst der Stunde und schauten ebenfalls vorbei, was denn nun in mitten der Menschen zu bewundern war. Continue Reading →

Buchara oder In Erwartung eines Sandsturms

Ein Reprint von Landolf Scherzerlandolf-scherzer.jpg

Mitte der 1970er Jahre reiste ein DDR-Schriftsteller in die 5 südlichen Sowjetrepubliken, die sogenannten -stans , und erschrieb sie einem DDR Publikum. Es entstand das Buch “Nahaufnahmen”. Aus diesem Buch veröffentlichen wir nun nach seinen Erlebnissen in Samarkand ein weiteres Mal seine Streifzüge durch Mittelasien. Sie geben in ungefilterter Fülle Eindrücke eines DDR Schriftstellers aus den späten Jahren des Sozialismus in Zentralasien wieder, die man zwar mit der Brille des Zeitzeugendokuments lesen muß, sie aber trotzdem geniessen kann.

Unlängst erschienen von Landolf Scherzer im Aufbauverlag zwei bemerkenswerte Bücher. In “Die Fremden” spürt er den Erfahrungen von Gastarbeitern in der DDR und derer nach, die mit ihnen und für die sie arbeiten und schildert ihre Schicksale in Wende- und Nachwendezeit. In “Der Grenzgänger” läuft Scherzer entlang der Deutsch-Deutschen Grenze zwischen Thüringen, Hessen und Bayern und berichtet von seinen Erlebnissen auf beiden Seiten.

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Buchara oder In Erwartung eines Sandsturms

Nach meiner Ankunft in Buchara staune ich zuerst über Amateurartisten in blauen Monteuranzügen. Sie klettern auf weißen geradwandigen und spitzgiebligen Schobern herum, die so groß wie Zweifamilienhäuser sind, und versuchen, sie mit Planen zu bedecken. Beim Näherkommen entpuppen sie sich als Millionen sorgfältig gestapelter Baumwollblüten. Doch das erklärt mir nicht die auffällige Hast, mit der die Männer den weißen Flaum unter der Plane verstecken wollen. Der Himmel ist wolkenlos blau, und die Scheibenwischer sind an fast allen Autos bestimmt demontiert, denke ich, da es hier im Sommer sowieso nicht regnet. Continue Reading →