Das Kreuz mit zwei Fingern

Eine tolle Film- und Fotoreportage von Altgläubigen Orthodoxen Christen hat Eurasia Week schon im letzten Herbst veröffentlicht. Wir wollen sie hier aber nocheinmal besonders empfehlen. Selten hört man (wenn auch in sehr komprimierter Form) etwas über die Altgläubigen heute. Einige von ihnen leben in Kasachstan, etwa 1700 Menschen in der Umgebung von Ust-Kamenogorsk und wurden von den Filmautoren besucht. Als 1633 die Kirchenreform der Kirche mehr Macht verleiht, trennten sich die Urgroßväter der heutigen Altorthodoxen in Ust Kamenogorsk von ihrer Kirche. Sie waren der Meinung dass man kein Gebäude braucht, um Gott zu verehren. Sie sollten nun nicht mehr selbst taufen können, die Gottesdienste wurden anders gehalten, als sie es für richtig hielten. So zogen sie aus und versagten der Kirche ihren Gehorsam. Wer also 5 minuten Zeit hat, toller Film…

Der Malang oder die Wunderkraft des Derwischmantels

Mazar aka, der Malang

Mazor aka, der Malang

Mazor aka gehörte zu meinen ersten Bekanntschaften in der Zigeunergruppe der Chaqon. Er war alt und hatte sich in jungen Jahren ein, zwei Mal beim Buzkashi, einem archaisch anmutenden Reiterspiel, das Bein gebrochen. Das machte ihn auf seine alten Tage zunehmend unbeweglich. So blieb er die meiste Zeit zu Hause und bewachte das Haus, in dem die Familie des Großen Ghulom wohnte.
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Herr Licht hat Träume

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Der Dieb des Lichts – der neue Film von Aktan Arym Kubat
vorab gesehen von Wladimir Sgibnev

Strom lässt Glühbirnen und Fernseher leuchten, auch in den Bergen Kirgistans. Strom ist aber auch der Rohstoff für Geschichten an langen Abenden, für heiße Teekessel, für die moderne Zeit schlechthin. Dabei ist zwanzig Jahre nach dem Ende der Sowjetunion nicht nur das Stromnetz marode, auch das soziale Netz ist brüchig geworden. Die Zeiten sind rauer und die Strompreise unbezahlbar. Continue Reading →

Die Balutschi-Akademie in Zarandsch – Ein Kurzportrait

baluchi-akw1 Seit 2010 gibt es in Zarandsch die Balutschi Akademie. Dieses zivilgesellschaftliche Projekt wurde auf Initiative von Mansur und Lutz Rzehak mit minimalem finanziellem Aufwand geplant und umgesetzt. Die Mittel für den Bau der Akademie wurden von Vertretern der Belutschen in Afghanistan und im Exil aufgebracht. So kann erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit in Afghanistan aussehen- kostengünstig und nachhaltig. Continue Reading →

Buddhisten bei Kabul

Die Mes Aynak Ausgrabungsstätte, wenige Kilometer von Kabul entfernt macht Schlagzeilen. Nicht so sehr wegen der Kriegssituation, sondern wegen seiner spektakulären buddhistischen Funde in der Nähe einer Chinesischen Kupfermine, die grosse Teile der Ausgrabungsstätte zerstören wird.

Die Funde wurden durch Minenarbeiter der Firma selbst vor einem Jahr gemacht. Darauf hin ließ die Firma diese Stelle durch ein paar Archäologen begutachten. Diese machten spektakuläre Funde und sicherten sich eine Ausgrabungszeit von 3 Jahre. Diese sind aber nach einem Jahr bereits abgelaufen. Die Archäologen beschweren sich, dass in China 3 Jahre schneller um sind, als in Frankreich, die Chinesen fahren wie so oft die Technik des Aussitzends auf. Wer sich ein paar Bilder zur Ausgrabungsstätte anschauen und den Bericht über die Ausgrabung vs Kupfermine lesen will, der gehe bitte in die Asien Gesellschaft (Asia Society). Dazu gibt es eine kleine Dia Show.

Radio im Verborgenen

Ein Beitrag von olim devona

Es ist Abend. Irgendwann im August 2010. Ich bin gerade in Mazar-e Sharif im Norden Afghanistans angekommen und habe hier nach längerem Suchen eine angenehme Bleibe gefunden. Nun leg ich mich aufs Hotelbett, zücke mein Mobiltelefon und schalte das Radio ein.

Automatische Sendewahl, denke ich mir. Mal sehen was so läuft:
88, 2, der erste Sender, indische Musik,
88.4, der zweite Sender, eher Musik aus der traditionellen afghanischen Ecke,
88.6 das nächste, turksprachige Programm, usbekische Musik.

Wow, denke ich, krasse Sendedichte. Das geht weiter so die gesamte Skale bis 106 hoch. Sender an Sender, und das in einer Stadt, die zwar die zweit oder dritt größte Stadt des Landes ist, in ihrer Bedeutung jedoch weit hinter Kabul zurücksteht. Continue Reading →

Schönheitsschule in Kabul

Selten liest man von einer gelungenen Idee, von einem gut gehenden oder gut gegangenen Projekt in Afghanistan. Nun hat mich eine Bekannte auf eine Seite aufmerksam gemacht, auf der Deborah Rodriguez von einem gemeinsamen Projekt mit Kabuler Frauen zu einem Friseursalon nebst Ausbildung berichtet. Gemeinsam mit afghanischen Frauen baute Deborah Rodgriguez dieses Projekt auf. Dinge die sie lernen musste: einen Friseursalon aufrechterhalten, wenn es keinen Strom oder kein heisses Wasser gibt. Dabei lernte sie in Afghanistan einen Bereich kennen, der fast 100 % Frauensektor ist und dazu Einnahmen verspricht, die Männer für ihre Arbeit kaum erhalten. Denn Friseure werden immer dann gebraucht, wenn geheiratet wird. Und wer heiratet, läßt schon mal ein paar Rupien springen, damit die Braut schön ist. Eine interessante grass root Geschichte ohne Antragstellung, ohne Evaluationsteam und vielleicht auf ihre Art auch wunderbar amerikanisch.

Eine spannende Diaschau zur Geschichte gibt es hier.

Einen kurzen Beitrag über ihre Arbeit hat ein amerikanischer Buchsender bereitgestellt.

Toll-Verpacktes aus Zentralasien

Ein Beitrag von Michael Angermann

Zentralasien ist in der westlichen Welt kaum bekannt für seine Warenkultur. Gerade mal der ökologisch orientierte Konsument kann Trockenfrüchte aus Usbekistan in Schokoladenform erwerben und der IKEA – Kunde Bettlaken aus Turkmenistan.

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Mehr Waren mit Herkunftsangabe bekommt der westliche Endverbraucher nicht zu Gesicht. Schade, denn einige Spezialitäten und Kuriositäten sollten nicht nur die Regale und Basare der zentralasiatischen Region zieren.

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Orte der Liebe, Orte zum Heiraten, Bischkek 2009

Vorbemerkung: Die erste Variante des Beitrages erschien unvollständig. Deswegen veröffentlichen wir ihn jetzt nocheinmal.

Ein Text von Wladimir Sgibnev, 2009

[inspic=619,,,0]Bei einem Spaziergang durch die Parks der zentralasiatischen Hauptstädte sind sie nicht zu verkennen: die vielen jungen Pärchen, die nach Unterrichtsschluss in den Unis ihre Zeit händchenhaltend beim Spazierengehen verbringen oder die Sitzbänke bevölkern. Das russische Verb “gulat’ ” heißt je nach Situation “spazieren gehen”, “feiern” oder eben “zusammen sein”. Hier in den Stadtparks wird die ganze Bandbreite dieses Worts sichtbar. Was in ländlichen Gebieten undenkbar ist, ist im modernen Bischkek alltäglich.

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Die Wüstenoase Andkhoy und die Dürre in Afghanistan

Ein Beitrag von Olaf Günther

wasser_oase_andkhoy.jpg“Was braucht man, um in Zentralasien Landwirtschaft zu betreiben?” Diese scheinbar einfache Frage wurde vor Jahren einmal von unserem Lehrer an der Uni gestellt. Wir legten los: “Boden, Pflug, Eisenherstellung, Samen…?” Er schüttelte jedesmal den Kopf. Wir rätselten eine ganze Weile weiter, kamen aber nicht darauf. “Wasser!” war schließlich die Antwort. Wasser aber ist ein knappes Gut und in Afghanistan müssen Oasen mit kaum oder ganz ohne Wasser auskommen, da die Flüsse trocken sind und interregionale Wasserabsprachen flach fallen. “First come first serve” Mentalitäten setzten sich während des Bürgerkrieges durch. Die Dürre der vergangenen Jahre tut ihr übriges dazu. Eine dieser Oasen habe ich besucht, um herauszufinden, wie sich die Bewohner der Oase Andkhoy mit der Wasserknappheit arrangieren.

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