Sufi Poster Art in Pakistan

Ein Beitrag von Jürgen Wasim Frembgen

[inspic=580,left,,0] In Pakistan, dem zweitgrößten Land der muslimischen Welt und Kerngebiet des Sufismus (islamische Mystik), spielt die volkstümliche Verehrung charismatischer Heiliger eine außerordentliche Rolle. Zeitgenössische Poster-Porträts, die diese “Freunde Gottes” und ihre Mausoleen abbilden, sind wichtige Medien der Frömmigkeit. Im Gegensatz zur allgemeinen islamischen Vermeidung figurativer Darstellungen orientiert sich der lebendige Schrein-Islam Pakistans an Bildern. “Persönlichkeitsposter” berühmter Sufi-Heiliger sind konkrete bildliche Manifestationen, die heute in die Kultur des Massenkonsums eingebunden sind, aber dennoch ein reiches Archiv des visuellen Gedächtnisses bewahren.

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Das Volk, das tanzt und singt…

Steht man vor dem Kashgar Hotel und blickt in die Stadt, sieht man als erstes eine kleine Statuengruppe, ein Mann in der Uniform eines Bauern und eine Frau, sie tanzen… Darunter steht, die “Uighuren, ein Volk der Tänzer” oder so ähnlich.

uighur_dance.jpgDie Folklorisierung von Minderheiten ist eine beliebte Minderheitenpolitik, das ist aus der Sowjetunion ebenso bekannt, wie der Umgang der Deutschen mit den Sorben. Nun hat EuriasiaNet ein Spezial zum Thema Musik und Kultur in Xinjiang herausgebracht, dass sich sehen lassen kann: keine vereinheitlichende Pauschalexotisierung, ohne jede (post-) kolonialen Vereinnahmungsversuche. Wie denn auch, sind ja keine Chinesen… Dabei haben sie auch gleich ihre Webseite aufgehübscht. So ist eine sehr schöne online Ausgabe eines Magazins zu der Kultur der Uighuren herausgekommen. Unbedingt lesenswert.

Weitere Links zum Thema auf tethys:

moderne Musik

Religion der Uighuren

Avantgarde und das Privileg der Provinz

Ein Beitrag von olimdevona

[inspic=536,left,,0] Im Norden Usbekistans am südlichen Rand des sterbenden Aralsees liegt ein Land, dass sich heute Karakalpakistan nennt, das Land der Leute mit dem Schwarzen Hut. Von den Zentren des sowjetischen Imperiums aus gesehen, wie auch heute aus der Perspektive des unabhängigen Usbekistan, ist der Landstrich am Aralsee tiefste Provinz. Seine Hauptstadt Nukus ziert jedoch ein Museum, das wohl nur der Provinzialität seines Standortes verdankt, dass es überhaupt entstehen konnte, das Sawitzki Museum.

In den letzten Jahren wurde viel getan, um die Bekanntheit des Museums zu stärken. Viele Touristen lösen ein Flugticket nach Nukus, allein um das Museum zu besuchen. Im Allgemeinen jedoch ist die Geschichte dieses Museums, dass das Schicksal der modernen Kunst Rußlands und Zentralasiens entscheidend mitbestimmte, im Westen wenig bekannt. Continue Reading →

Leben und Werk des Sayed Muhammad Da’ud al Hossaini

Ein Beitrag von Hashmat Hossaini.

[inspic=527,left,,250]Der Künstler, Forscher und Dichter Professor Sayed Muhammad Da’ud al Hossaini, gehörte zu den produktivsten Kunstprofessoren und war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Kalligraphie in Afghanistan im 20. Jahrhundert. Hossaini wurde am 2. August 1897 (dem 12. des Monats Assad im Sonnenjahr der Hedschra 1276) in dem bei Kabul gelegenen Dorf Tipah geboren. Später wurde hier der Palast “Dar ol Aman-e-Kabol” erbaut. Professor Hossaini hat vom Beginn bis zum Ende seines öffentlichen Wirkens zahlreiche Medaillen, Ehrenurkunden und Preise durch Regierungsbehörden überreicht bekommen, Auszeichnungen für sein Wissen, seinen Diensteifer und seine Loyalität zum damaligen Staat.

Neben seiner wissenschaftlichen, künstlerischen und administrativen Tätigkeit und seinem Lehramt an den Fakultäten für Literatur und Jura (Fach: islamisches Recht) an der Universität von Kabul, war Hossaini während der 12. und 13. Wahlperiode des afghanischen Parlaments als Senator im Oberhaus tätig. Danach wurde er Kulturberater und enger Vertrauter des Königs Muhammad Zahir Schah und versah dieses Amt bis zur Zeit des Staatsstreiches des Sardar Mohammad Da’ud Chan. Bedauerlicherweise verstarb dieser unermüdlich tätige, hochgebildete, künstlerisch hochbegabte und wortgewandte afghanische Gelehrte abends am Abend des 24. Dezember 1979 (im Sonnenjahr der Hedschra 1358) infolge eines Herzversagens in seinem Haus in Baghnawab-e Kabol und wurde tags darauf im Hof der Pilgerstätte Baba-ye Chodi beigesetzt. Continue Reading →

Rudakis Dichtkunst und sein Einfluß auf die Farsi-ye Dari-Literatur

rudaki-mit-harfe-und-enten.JPGAbdullah Jafar Ibn Mohammad Rudaki zählt zu den am meisten verehrten Dichtern im persischsprachigen Raum. In Afghanistan, im Iran und in Tadschikistan wird er bis heute als Nationaldichter gefeiert und seine Werke oder Teile daraus geliebt, gelesen und rezitiert. Eine Einschätzung und Würdigung des Vater der neupersischen Poesie von Dr. Haschmat Hossaini.

Im 3. Jahrhundert nach der Hedschra (9. Jh. nach Christus), als der Freiheitsgedanke in Xorassan an Kraft gewann und das Land vom Abbassidenreich losgelöst wurde, haben die ersten Wortgewaltigen der Sprache und Literatur des Dari im damaligen Xorassan und Sistan die Fackel der Dichtung und Literatur in die Hand genommen und mit ihr das Licht nach ZaranÄŸ, FōšanÄŸ, Sistan, Herat, Ġōr, Balx, Ğōzğānān, Toxarestan, Kabol und Zabol getragen. Die Safariden von Sistan und die Samaniden von Balx waren die Vorreiter und Inspiratoren dieser Bewegung. Continue Reading →

Exilkultur — Zentralasien in Moskau

Ein Beitrag von olim devona

Nach dem Zerfall der Sowjetunion blieb Moskau ein Zentrum aller Intellektuellen der Sowjetunion. In den Köpfen vieler Menschen blieb es Hauptstadt eines riesigen Reiches, das auf ein enormes intellektuelles Potential zurückgreifen konnte, die alle vor allem eins einte: sie sprachen eine Sprache und teilten eine gemeinsame Geschichte, wenigstens für drei Generationen. Die Bürgerkriegswirren, die Erhitzung oder Unterkühlungen  des politischen und sozialen Klimas an verschiedenen Stellen Zentralasiens begünstigten dabei die Stellung Moskaus als dem Hafen für von allen Kämpfe müden oder nach wirtschaftlichen Reichtum hungrigen Menschen. Besonders die Intellektuellen halten den stetigen Kontakt zu Moskau. Wie bunt zentralasiatische Kultur in der russischen Förderation überhaupt ist, dass zeigt uns eine neue Seite: Afisha . Diese fächert in den Bereichen Fotografien, Kinokultur, Theater, Ausstellungen und Mode ein buntes Programm auf, mit Kritiken, Artikeln zu Filmen, Ausstellungen, Literaten und Vorankündigungen, ganz interessant für diejenigen, die nicht vor Ort sein können.

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Exemplarisch will ich hier eine Fotoaustellung herausgreifen, die Rena Efendi noch bis Mai in der Fotogalerie Photographer.ru zeigt. Mit Namen Haus des Glücks ist diese Ausstellung eine Anspielung auf das Standesamt, dass in Usbekistan gleichlautend “bacht uyi” heißt. 32 Fotografien aus dem Ferghanatal sind hier zu sehen. Sie würfeln zusammen, was Rena Efendi an verschiedenen Stationen im Ferghanatal auf ihrer Fotoreportage erlebte, sie war bei Nomaden in der Steppe, sie hielt sich in Dörfern auf, in unwegsamen Gelände. Continue Reading →

Mystische Weberei

Ein Beitrag von Birgit Läbe

Webstuhl in Margillon

Während meines Aufenthaltes in Usbekistan bin ich auf der Suche nach verschiedenen Orten im Land, in denen das traditionelle Webereihandwerk noch gepflegt wird.

Dabei hat mich einer meiner ersten Wege nach Marghillon ins Ferghanatal geführt. Hier gibt es die noch bestehende Seidenfabrik “Yodgorlik”, die wahrlich schon bessere Zeiten als heute gesehen haben muss. Also machte ich mich auf den Weg nach …

… Ferghana — dieses Wort hatte sich vor meiner ersten Reise ins Ferghana- Tal im Kopf zu einem sagenumwobenen Ort zusammengeballt. Den Berichten von Bekannten über diese Region lauschend, wollte ich meine Neugier nun endlich stillen und selbst auf Erkundung gehen- nicht nur um Ferghana Willen, sonder auch, um nach lebendigem Handwerk in Usbekistan, vor allem im Bereich der Weberei zu suchen … Continue Reading →

Damit kein Blut mehr fließt

Ein Beitrag von Lutz Rzehak

[inspic=354,left,,320]Wie der Pakistan Oberserver und andere Medien berichten, sollen in dem Dorf Lanjoo Saghari, das an der Grenze der pakistanischen Provinzen Sindh und Balochistan gelegen ist, Ende Mai dieses Jahres fünfzehn minderjährige Mädchen aus dem Stamm der Chakrani in den Stamm der Qalandari verheiratet worden sein, um eine acht Jahre alte Stammesfehde zu beenden. Die Fehde war ursprünglich entbrannt, weil ein Hund der Qalandari einen Esel gebissen hatte, der den Chakrani gehörte. Im Verlauf der Fehde waren seitdem elf Personen der Qalandari und zwei Personen der Chakrani zu Tode gekommen, darunter eine Frau. Die Übergabe der Mädchen war von führenden Vertretern beider Stämme auf einer gemeinsamen Beratung beschlossen worden. Continue Reading →

Was bleibt ist die Erinnerung… zum Tod von Tschingis Aitmatow

[inspic=353,left,,400]Ein Nachruf von Thomas Loy und Olim devona.

Nach dem Stalinismus der 1930er bis 1950er Jahre war das Verhältnis zwischen dem sowjetischen Staat und seinen Bürgern geklärt. Beide Seiten wussten relativ genau, woran sie waren. Die verängstigten Massen bezeugten dem herrschenden Apparat ihre Loyalität und Solidarität, dafür verzichtete dieser auf die willkürlichen und blindwütigen Zwangsmaßnahmen, die das Leben in der Sowjetunion seit den 1930er Jahren bestimmten. Diese rituelle Zustimmung blieb jedoch über die Jahre hinweg rein deklarativ und verpflichtete niemanden dem Staat auch tatsächlich zu dienen. Den Sowjetbürgern ermöglichte diese Strategie der Anpassung das Überleben. Es kehrte Ruhe ein in der Sowjetunion. Dazu trug auch ein anderes Ereignis bei. Der siegreiche Kampf gegen den Faschismus im zweiten Weltkrieg wurde für die Sowjetunion zur ersten alle Sowjetrepubliken integrierenden Kollektiverfahrung. Die damit einhergehende Erinnerungsarbeit ermöglichte es der sowjetischen Führung, vom selbstzerstörerischen Terror der 1930er Jahre abzulenken. Der durchstandene Krieg inszeniert als vereinendes Erlebnis, das alle negativen Erinnerungen überlagern sollte. Die Zeit davor wurde ausgeblendet und dann, nach Stalins Tod, schlicht als Fehlentwicklung abgetan. Was folgte war Stagnation. Continue Reading →

“Mehr kann ich dazu nicht sagen…”

Kerstin Grothmann über Olympia und eine kleine Tibetisch sprachige Volksgruppe im Norden Indiens.

Tibet ist in diesen Tagen mehr als je zuvor in den Nachrichten. Der Aufstand Tausender Tibeter in Tibet, das brutale Eingreifen der Chinesischen Regierung und Protestaktionen des International Tibet Support Network fordern Regierungen und NGOs heraus, Statements zu den Menschenrechtsverletzungen in Tibet abzugeben. Es ist nicht so, als würden Tibeter zum ersten Mal ihrem Kampf um Unabhängigkeit, bzw. echter Autonomie, wie vom Dalai Lama gewünscht, Ausdruck verleihen. Continue Reading →