Getrennte Schwestern – illegale Grenzübertritte zwischen Usbekistan und Tadschikistan

Ein Beitrag von Andreas Mandler, Claudia Musterfrau und Thomas Loy

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Tadschikistan und Usbekistan – getrennte Schwestern Seit an Seit; tethys 2011.

Die Nachbarn Tadschikistan und Usbekistan trennt eine über 1.000km lange Grenze. Auf beiden Seiten dieser Grenze wohnen Tadschiken und Usbeken. In den späten 1990er Jahren wurde aus den von der Sowjetmacht in den 1920er Jahren in Zentralasien gezogenen administrativen Grenzen Barrieren, die den Alltag der Menschen erschweren, Familien trennen und Bewegungen von der einen auf die andere Seite behindern. Dabei war und ist diese Grenze politisch motiviert und folgt keinen geografischen, “ethnischen” oder sonstwie gearteten Trennlinien.
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Von Aktau nach Kungrad

Weichen zwischen Aktau und Kungrad

IMG_4069ndas Kaspische Meer hinter sich gelassen hat, war das nächste Ziel seiner Reise Nukus. Von dort aus ging es weiter durch Uzbekistans Touristenattraktionen nach Taschkent und von dort nach Almaty. Aufgrund der schwachen Netzanbindung in Uzbekistan gab es bisher auf seinem reiseblog keine posts östlich des Kaspischen Meeres. Mittlerweile ist er in China angekommen und berichtet von dort rückblickend über einen sonst eher wenig beachteten Streckenabschnitt – von Aktau nach Kungrad. Continue Reading →

Start: Crossroads Asia

Das neu ins Leben gerufene wissenschaftliche Kompetenznetzwerk Crossroads Asia stellt sich am Donnerstag den 7. April in Berlin zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit vor.

Der geographische Untersuchungsraum dieses Kompetenznetzwerks … reicht vom östlichen Iran bis Westchina und vom Aralsee bis nach Nordindien” und umfasst somit ziemlich deckungsgleich die von Tethys in den Blick genommenen Regionen. Bei beiden bildet Afghanistan den Knotenpunkt dieser Raumkonstruktion.

Ziel dieser auf vier Jahre angelegten fächerübergreifenden wissenschaftlichen Initiative mehrerer über ganz Deutschland verteilter Institutionen ist es, neue Fragen und Perspektiven an und auf diesen Großraum und die dort befindlichen Gesellschaften zu richten sowie deren Vernetzung zu untersuchen.

Insgesamt 15 Subprojekte sind bei dem vom bmbf finanzierten Großprojekt auf drei thematische Schwerpunkte verteilt. Bei diesen handelt es sich um Konflikt, Migration und Entwicklung.

Die einzelnen Projekte versprechen eine intensive und thematisch breit gestreute Auseinandersetzung mit Themen und Problemen der Region und man darf auf die ersten Arbeitsschritte und Ergebnisse der verschiedenen Forschergruppen gespannt sein.

So sehr diese Initiative zu begrüßen ist, muss man doch die Frage stellen, wie es sein kann, dass eine derart groß angelegte Anstrengung erst jetzt, 2011, zehn Jahre nachdem Afghanistan in Deutschland (zumindest zeitweilig und partiell) ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist, ins Leben gerufen wurde. Aber besser spät als nie.

Guten Start!

Leben im Amudarja-Delta

Text zur Ausstellung am Mauritianum Altenburg, Olaf Günther, Thomas Loy

 

Die Betrachtung von Wasserläufen in Zentralasien ist immer wieder ein Thema, auch wenn, wie neulich bei einem Papier der Konrad Adenauer Stiftung, meist nicht viel mehr als eine Zukunftswarnung dabei herauskommt. Im Mittelpunkt heutiger Betrachtungen stehen oft die Steppenendseen, wie der Balchasch See in Kasachstan und der Aralsee in Usbekistan und Kasachstan. Wie wenig jedoch über das Leben in den Deltaregionen von versandenden Steppenendseen bekannt ist, das zeigen einige historische Beispiele.

Kanal

Die Wirtschaft im Amu Darja Deltagebiet basierte auf Wasser

Wer zum Beispiel Sven Hedins Reisebeschreibungen (Im Herzen von Asien, Brockhaus 1903) liest, findet hier beredte Beschreibungen vom Befahren des Tarim Flusses und dem Aussehen des Lop Noor Sees. Nach der Kartierung von Hedin, hatte dieser eine stattliche Größe und ein reges Leben an seinen Ufern. Die Leute nutzten hier, wie am Oberlauf des Amudarjas aufgeblasene Schaffellflöße, um sich auf dem Fluss zu bewegen. Nun etwa 150 Jahre später wissen wir so gut wie nichts mehr vom Leben am Lop Noor See. Die Menschen, die hier als Fischer arbeiteten sind abgewandert oder gestorben. Das ganze Gebiet ist nunmehr Atomwaffentestgelände der Chinesischen Regierung.

Seen verschwinden, Flußläufe auch, im Tarimbecken in Xinjiang hat sich menschliches Leben deshalb weitestgehend vor der Wüste Taklamakan zurückgezogen. Sie ist eine der unwirtlichsten und größten Wüsten Asiens. Auch aus dem größten Teil des Aralsees wurde mittlerweile eine Wüste – die sogenannte Aralkum.

Was mit dem Amudarja in Uzbekistan und Karakalpakistan passieren wird, dass wissen wir nicht. Im Laufe eines gemeinsamen Forschungsprojektes des Zentralasien Seminars der Humboldt Universität zu Berlin und der Akademie der Wissenschaften Karakalpakstan zu den Erinnerungen der im Amudarjadelta lebenden Menschen an den Aralsee und die drastischen Veränderungen ihres Lebensraums, zeigte sich jedoch, dass das Verschwinden des Steppenendsees in der Wahrnehmung der Bevölkerung viel weniger wichtig ist, als die Wasserproblematik entlang des Flusses.

Aber wie sah eigentlich in den letzten Jahrhunderten das Leben im Amudarja Delta aus? Wie hat sich hier das Leben und Wirtschaften der Leute abgespielt und wie kamen die Menschen damals mit den in einem Flußdelta immerwährenden Umweltveränderungen zurecht?

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Der Niedergang der Fischereiwirtschaft am Aralsee im 20.Jhd

Fischerboot bei AralskDieser Beitrag von Michael Angermann ist ein Auszug aus einer alten Seminararbeit zur Fischereiwirtschaft am Aralsee. Beim Stöbern in einem Uniregal stieß ich unlängst zufällig auf eine Kopie dieser Arbeit. Sie erweitert unsere kleine Reihe zum Aralsee und Karakalpakstan. Alle Fußnoten und Referenzen wurden aus dem Text entfernt. Neben einigen Russischen Publikationen, bezieht sich der Autor vor allem auf Rene Letolle/Monique Mainguet: Der Aralsee eine Ökologische Katastrophe und auf eigene Beobachtungen während mehrerer Forschungs- und Arbeitsaufenthalte am Aralsee.

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Die Tragetasche Mittelasiens: Eine Liebeserklärung an A&C “AYGEN COLLECTION” STYLED IN ITALY

Ein Beitrag von Michael Angermann

Die Tragetasche in der TotaleDie Tragetasche im gebührenden Sonnenschein

Da hängt sie nun an einer kalten Hand irgendwo im winterlichen Kiew. Ihre Freunde sind weit weg. Die tummeln sich vornehmlich in Mittelasien. Wenig ist über sie bekannt. Ihr künstlerischer Geburtsort soll in Italien liegen, zumindest verkündet das die Aufschrift “Styled in Italy”. Eine italienische Schuhkollektion soll es ursprünglich gewesen sein. Die Betonung liegt auf “soll”. Ihre wahre Herkunft verschleiert sie. Die liegt wahrscheinlich ursprünglich in Tschirtschik bei Taschkent, doch heutzutage vor allem irgendwo im Reich der Mitte. Continue Reading →

Toll-Verpacktes aus Zentralasien

Ein Beitrag von Michael Angermann

Zentralasien ist in der westlichen Welt kaum bekannt für seine Warenkultur. Gerade mal der ökologisch orientierte Konsument kann Trockenfrüchte aus Usbekistan in Schokoladenform erwerben und der IKEA – Kunde Bettlaken aus Turkmenistan.

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Mehr Waren mit Herkunftsangabe bekommt der westliche Endverbraucher nicht zu Gesicht. Schade, denn einige Spezialitäten und Kuriositäten sollten nicht nur die Regale und Basare der zentralasiatischen Region zieren.

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Der “Kilometer 80” – Doppelte Botschaft und Grundstein für die “neue Hauptstadt Qaraqalpaqstans”

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Als sich der Zerfall der UdSSR ankündigte und rasch vollzog, plädierten auch einige Politiker in Qaraqalpaqstan für eine Souveränität ihrer autonomen Region und forderten Unabhängigkeit – auch von Usbekistan. Im Herbst 1990 reichten Vertreter der qaraqalpaqischen Intelligenz die Forderung nach Souveränität Qaraqalpaqstans bei der Regierung ihrer “autonomen Republik” ein. Aber erst nach dem Abschluss der Baumwollernte wurde diese Forderung nach Taschkent weitergeleitet. Dort stießen die Pläne für eine Unabhängigkeit der Aralseeregion auf wenig Gegenliebe. Anfang Dezember 1990 besuchte Islam Karimov Nukus und traf sich dort mit Vertretern der qaraqalpaqischen Regierung und 20 ausgewählten Repräsentanten verschiedener gesellschaftlicher Bereiche. Karimov bot Qaraqalpaqstan die Unabhängigkeit an, allerdings nur innerhalb der Usbekischen SSR. Die Deklaration für die Selbständige Republik Qaraqalpaqstan (Suverennaia Respublika Qaraqalpaqstan) innerhalb der UzbSSR wurde schließlich am 14. Dezember 1990 unterschrieben.

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Der Ball ist rund in Taschkent

wie EurasiaNet Eurasia Insight soeben vermeldet, heuert der von Chelsae gefeuerte brasilianische Fussballlehrer Luiz Felipe Scolari als neuer Trainer beim größten, reichsten und schicksten Fussballriesen Uzbekistans an.
Bunyodkor – uzbekischer Meisterverein mit hochfliegenden Ambitionen – und die dazugehörigen Damen und Herren im Hintergrund – lassen sich nicht lumpen. Viel besser kann man das sauer verdiente Geld nicht anlegen. Bleibt nur zu hoffen, dass alle Rechnungen aufgehen und Bunyodkor auch in der Saison 2009/2010 uzbekischer Meister wird – sonst werden Felipe und seine Mannen demnächst wohl zur Baumwollernte verdonnert.

Avantgarde und das Privileg der Provinz

Ein Beitrag von olimdevona

[inspic=536,left,,0] Im Norden Usbekistans am südlichen Rand des sterbenden Aralsees liegt ein Land, dass sich heute Karakalpakistan nennt, das Land der Leute mit dem Schwarzen Hut. Von den Zentren des sowjetischen Imperiums aus gesehen, wie auch heute aus der Perspektive des unabhängigen Usbekistan, ist der Landstrich am Aralsee tiefste Provinz. Seine Hauptstadt Nukus ziert jedoch ein Museum, das wohl nur der Provinzialität seines Standortes verdankt, dass es überhaupt entstehen konnte, das Sawitzki Museum.

In den letzten Jahren wurde viel getan, um die Bekanntheit des Museums zu stärken. Viele Touristen lösen ein Flugticket nach Nukus, allein um das Museum zu besuchen. Im Allgemeinen jedoch ist die Geschichte dieses Museums, dass das Schicksal der modernen Kunst Rußlands und Zentralasiens entscheidend mitbestimmte, im Westen wenig bekannt. Continue Reading →