Yigit kishiga etmish hunar oz – Für einen jungen Kerl sind siebzig Berufe dürftig.


Das bewegte Leben des 36-jährigen usbekischen Handelstreibenden Akmal.

(Ein Beitrag von Michael Angermann)

Gegen Ende der 1960er Jahre wird Akmal in einer Zeit des sowjetischen Wirtschaftsbooms in der Oasenstadt Osch, im Süden der heutigen Kirgisischen Republik, geboren. Der junge Usbeke ist gerade zehn Jahre alt, da ziehen bereits erste Quellwolken am Himmel der sowjetischen Zentralverwaltungswirtschaft auf. Der plangelenkte staatliche und genossenschaftliche Handel schafft es nicht, die stets kauflustige Bevölkerung zufrieden zu stellen. Der privatwirtschaftliche Kolchosmarkthandel und dessen Protagonisten springen zumeist mit selbst angebauten landwirtschaftlichen Köstlichkeiten ein, um aus Jungen wie Akmal kräftige Männer reifen zu lassen. Continue Reading →

Ashki Bulbuli Pomiri — Der Pamir und die Tränen der Nachtigall

Erinnerung an Prof. Dodkhudo Karamshoev (Khudo rahmati) von Thomas Loy

Als Dodkhudo, der Sohn von Karamsho, 1932 in dem kleinen, zwischen Rushan und Khorog gelegenen Bergdorf Bajuv zur Welt kam, da hatte die Zeit sich bereits gewendet. Tadschikistan war seit gut zwei Jahren eine “eigenständige” Sowjetrepublik und seine Regierung schickte sich an, die zu ihr gehörenden Teile des Pamirs an das Sowjetische Straßennetz anzuschließen. 1934 erreichten die ersten Fahrzeuge von Kirghistan aus die Gebietshauptstadt Khorogh und fünf Jahre später landeten die ersten Kleinflugzeuge auf dem Sowjetischen Dach der Welt. Continue Reading →

BLEKAUT – immer schön in Bewegung bleiben

(Ein Beitrag von Michael Angermann)

Es gibt ihn – den werktätigen Tadschiken in der Hauptstadt Tadschikistans, der nach einigen Jahren im russischen gastarbejter-Exil wieder zurück in der Heimat sein Brot verdient. Er steht früh am Morgen auf, fährt mit dem Oberleitungsbus zur Arbeit, verrichtet sie aufrichtig, nimmt eine warme gehaltvolle Mittagsmahlzeit ein und kommt am frühen Abend in seiner wohligen Neubauwohnung mit der Familie zusammen. Damit endet der Tag und es folgen noch zahlreiche Tage, dann ist auch schon der Winter nah und der erste Schnee ziert die Wipfel der Platanen auf dem Prachtboulevard der Hauptstadt – Duschanbe. Continue Reading →

Was heißt hier Wandern?

(Ein Beitrag von Andreas Mandler)

In der jüngst erschienenen monumentalen OSTEUROPA-Ausgabe zu Zentralasien stellen die Herausgeber fest: “Das heutige Zentralasien ist weitgehend terra incognita”. Das trifft für Wanderfreunde/innen nicht ganz zu, denn so groß und breit und hoch die Länder Zentralasiens sind, so gibt es doch eine Vielzahl detaillierter Reisebeschreibungen, d.h. von Reisen zu Fuß.

Anders als in rasch wechselnden Bereichen wie Politik, Energie oder Soziales, bleiben die Wege und Ziele beim Wandern weitgehend gleich. Nur sind sie nicht immer einfach aufzufinden. Aufgrund der gemeinsamen Jahre im Sozialismus, gibt es auf Deutsch relativ viel Literatur zum Wandern und Bergsteigen in Zentralasien. Einen großen Anteil an der Existenz dieser Reisebücher haben der Berliner Sportverlag und der Verlag F.A. Brockhaus Leipzig. Zwischen 1960 und 1980 erschienen in diesen Verlagen verschiedene Ãœbersetzungen aus dem Russischen von Alpinisten oder wandernden Wissenschaftlern. Continue Reading →

Der Zirkus Suhr in Taschkent

(Ein Beitrag von Pulot Toschkenboev; Ãœbersetzung Olim devona)

Am Ende des 19. Jahrhunderts, nach der Angliederung der turkestanischen Territorien an Rußland kamen vermehrt Musik-, Theater- und Zirkustruppen auf der Suche nach neuem Publikum in die Gegenden der ehemaligen Fürstenstaaten Zentralasiens. Durch diese Tourneen kam die lokale Bevölkerung mit den kulturellen Werten der russischen und europäischen Kulturen der damaligen Zeit direkt in Kontakt. Großen Erfolg hatten dabei Zirkustruppen, die aufgrund ihrer spielerischen Vielfältigkeiten vom ersten Tag ihrer Gastspiele an eine ungeheure Popularität beim Publikum genossen.Von den mehr als 20 Zirkusunternehmen, die um die Zeit der Jahrhundertwende in kleineren und größeren Städten Russisch Turkestans auftraten, war eines der größten der Zirkus Suhr.

Continue Reading →

Die Mahallas der Altstadt Samarkands

(Ein Beitrag von Jens Jordan)

Dem Besucher der Stadt Samarkand wird in erster Linie das “blaue Gold”‘ Samarkands, die bemerkenswerten Baudenkmäler der timuridischen Epoche in Erinnerung bleiben. Diese sind nicht nur beeindruckende und herausragende Kunstwerke, sie beeinflussten auch signifikant die Entwicklung der islamischen Architektur. Schon vor der Entstehung dieser Bauwerke ließen sich Besucher der Stadt zu begeisterten Aussagen hinreißen. Ãœber die kunst- wie kulturgeschichtliche Bedeutung der monumentalen Baudenkmäler ist viel geschrieben worden, über die eigentliche Altstadt, das sich fortwährend erneuernde Geflecht aus Wohnhäusern, engen Gassen und den besonderen Orten des Zusammentreffens dagegen weniger. Continue Reading →

Ravshan und Dzhumshut

(Beitrag von Olim devona)
Es war Frühling, es waren 32 Grad im Schatten, die Erdbeeren waren schon von den Basaren verschwunden — wurden von den Kirschen und Aprikosen verdrängt… Ich saß mit ein paar Freunden in einem Taschkenter Cafe für Sprösslinge neureicher Familien in der Nähe des Lehrerbildungsinstituts an der gleichnamigen Strasse. Der neueste Schrei dieses Cafes hieß Videounterhaltung mit Beamer an einer Hauswand im Freisitz. Die Sendung, die über Videorecorder eingespielt wurde, hieß Nasha Russia und hatte, wie ich später erfahren sollte, Kultstatus erreicht. Continue Reading →

Die Mittelfingerkasachen von Kanal 3

(Beitrag von Michael Angermann)

Es ist früh am Abend, in der Nähe des großen Basars betrete ich das Berkhut-Restaurant (dt. Zum Adler). Schnell geht es in die zweite Etage. Die Männer sitzen in der einen Ecke und spielen so etwas Ähnliches wie Preisskat, ein anderer Teil gruppiert sich um den Karaokefernseher und raucht. Die Damen haben sich am anderen Ende des Raumes niedergelassen und plaudern ausgelassen. Eine Art Polterabend sei das hier, wird mir nahe gelegt, nächste Woche wird dann geheiratet. Eine Moderatorin und ein Moderater von XJTV-3, der kasachischen Sparte des Xinjiang Fernsehen, werden dann vor dem Mullah stehen und sich auf Ewigkeit binden. Continue Reading →

Die Stadt als Garten

(Betrachtungen zu den urbanen Gärten in Samarkand, ein Beitrag von Jennifer Andres)

Der Traum vom Garten – ob nun mit oder ohne Haus – lässt sich innerhalb der gesamten Menschheits- und Gesellschaftsgeschichte verfolgen. Der Garten als heiliger Ort, als Ort des Luxus und Schmuck des Daseins oder als existenzielle Notwendigkeit – über diejenigen Gründe, die diesen Traum beflügeln, gibt es wohl so viele verschiedene Meinungen wie es menschlich verschiedene Gärtner und Nichtgärtner gibt. Continue Reading →

Neweurasia

(Ein Beitrag von Ben Paarmann.)

Ich bin Ben, der Gründer des Blogs neweurasia. Ich komme aus Berlin, habe jedoch die letzten vier Jahre in den UK verbracht. Jetzt lebe ich in den Niederlanden.

Neweurasia gibt es nunmehr seit etwas über zwei Jahren. Wir waren anfangs eine handvoll Studenten (zum Großteil aus den USA und den UK), die sich für Zentralasien und den Kaukasus interessierten. Continue Reading →