Frühstück mit Kabiri

Ein Nachtrag zur Parlamentswahl in Tadschikistan

Am 26. März 2010 lud die Friedrich Ebert Stiftung zum “Arbeitsfrühstück” mit Muhiddin Kabiri, dem Vorsitzenden der Partei der Islamischen Wiedergeburt Tadschikistans (Hizbi Nahzati Islomi) und einer von zwei Abgeordneten dieser Partei im tadschikischen Parlament. Muhiddin Kabiri informierte die Teilnehmer dieser Gesprächsrunde über die kurz zuvor abgehaltenen Parlamentswahlen und die sich daraus ergebende politische Lage und Perspektive für Tadschikistan.

Die derzeitige Frustration bei Anhängern der Hizbi Nahzati Islomi sei sehr groß. Vor der Wahl, so Kabiri, bestand große Hoffnung in die Parlamentswahlen, da Emomali Rahmon persönlich die Verantwortung für deren demokratischen Ablauf übernommen hatte. Bis Mitte Februar gab es auch von Seiten der Opposition keinerlei Probleme zu vermelden. Dann allerdings sei aufgrund der Analyse der gesellschaftlichen Stimmung im Vorfeld der Wahlen, die vom Wahlkampfstab der Volksdemokratischen Partei Tadschikistans (d.h. der Partei Rahmons) durchgeführt wurde, eine Wende eingetreten. Der Wahlkampf der Oppositionsparteien sei von da an entschieden gestört worden. In Tadschikistan sind neben der Hizbi Nahzati Islomi nur noch die kleine Sozialdemokratische Partei, ein Flügel der seit 2004 gespaltenen Sozialistischen Partei und ein Flügel der 2006 gespaltenen Demokratischen Partei Oppositionsparteien. Alle anderen Parteien bezeichnen sich selbst als Pro-Regierungs-Parteien.

Mit den Aktionen “Säubert die Stadt” – bei der vor allem Plakate der Oppositionsparteien von Putztrupps aus dem Stadtbild entfernt wurden, konnte die Partei Kabiris noch kreativ umgehen. Schwieriger war es dann schon, als jugendliche Wahlkampfhelfer von einer überforderten Polizei vorübergehend festgenommen wurden. Diese Aktion wurde in Duschanbe bekannt als “die Verhaftung der Mäuse”. Einige junge Aktivisten hatten die witzige und äußerst publikumswirksame Idee, verkleidet in Mickey Mouse- und anderen Trickfilmhelden-Kostümen, die sie aus dem Fundus der örtlichen Fotografen ausgeliehen hatten, im Stadtzentrum Duschanbes auf Stimmenfang zu gehen. Auf den dadurch verursachten Rummel waren die auf Ordnung und Ruhe bedachten Sicherheitskräfte nicht vorbereitet. Überfordert vom unerwarteten Spektakel fiel ihnen nicht mehr ein, als die Mickey Mäuse festzunehmen um die Situation wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Ihr Argument: “Im Islam gibt es keine Mickey Mouse”.

Die schwerwiegenden Vorwürfe Kabiris richteten sich dann jedoch vor allem gegen angebliche Manipulationen am Wahltag selbst. Mit den offiziell erzielten 8% der Stimmen zeigt sich seine Partei und deren Anhänger nicht einverstanden. Kabiri geht von bis zu 40% der Stimmen für seine Partei aus. Kabiri hatte auch einige Kopien “gefälschter Wahlprotokolle” im Gepäck, die belegen sollen, dass in einigen Wahlbezirken einfach die ersten Ziffern der abgegebenen Stimmen vertauscht wurden. So habe dann seine Partei besipielsweise anstelle von 980 nur noch 180 Stimmen im Protokoll, während die Partei des Präsidenten anstelle der 150 ausgezählten Stimmen in der Endabrechnung dann 950 bestätigt bekommt. Viele derartige Fälle hätte seine Partei registriert und angemahnt. Allerdings war bisher kein Gericht in Tadschikistan bereit, derartige Klagen anzunehmen und ein Verfahren dahingehend zu eröffnen.

Um Ruhe zu bewahren, sei er selbst nach der Wahl für ein zwei Tage abgetaucht. Um die aufgebrachte Stimmung und die hochkochenden Emotionen vor allem der jungen Anhänger zu beruhigen, habe er dann eine Rede gehalten, mit dem vorrangigen Ziel keinen öffentlichen Protest zuzulassen.

Allerdings wolle die Partei der Islamischen Wiedergeburt (PIW) von nun an eine härtere Gangart in der Oppositionsarbeit anschlagen als bisher und fortan auch öffentlich die mangelnde Regierungsarbeit kritisieren. Die Partei hat aus Protest den sogenannten “Gesellschaftsrat” verlassen – eine offizielle Plattform für den Dialog zwischen Regierung und Zivilgesellschaft. Um dennoch einen Kanal für Gespräche mit der Regierung offen zu halten werde jedoch die Parlamentsarbeit mit zwei Sitzen für die PIW fortgesetzt. Dass dieses Vorhaben durchaus Risiken birgt weiß Muhiddin Kabiri. Repressionen von staatlicher Seite – wie etwa gegen die Demokratische Partei Tadschikistans, deren Führer Muhammadruzi Iskandarov vor den Präsidentschaftswahlen 2006 zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt wurde – fürchte er schon.

Aber auch der deutschen Seite hatte Muhiddin Kabiri durchaus kritisches mitzuteilen. Als ein generelles Problem werte er die “Unverständlichkeit der diplomatischen Sprache”. Klar, einfach und konkret müsse die Haltung der westlichen Regierungen gegenüber den Machthabern Zentralasiens formuliert werden, damit alle – Regierungen und Volk – verstehen, welche Position Deutschland (gleiches gilt auch für die anderen westlichen Staaten) in dieser Region einnimmt. Wenn das nur so einfach wäre. Stellt sich doch dann sogleich die Frage, ob es denn diese klar formulierbare Position überhaupt gibt. Und ob eines der lauthals verkündeten Ziele, nämlich “Demokratisierung”, überhaupt ernst gemeint ist.

Eines jedenfalls stellte Muhiddin Kabiri beim Arbeitsfrühstuck auf bestechend klare Weise fest: Seiner Meinung nach ist “der Westen” (noch) gar nicht bereit, Demokratisierungsprozesse der islamischen Gesellschaften auch als solche anzuerkennen. Da vertraut man schon lieber den “starken Männern” und ihren “Präsidialdemokratien”.

Laut der Selbstdarstellung auf der Webseite der Partei ist Muhiddin Kabiri 1965 in der Nähe von Fajzobod in Zentraltadschikistan (im Dorf Kasamdara) geboren und studierte nach Schulabschluss Orientalistik in Duschanbe und im Jemen. Religiöse Unterweisung erhielt er bereits als Jugendlicher, unter anderem von Muhammadsharif Himmatzoda, dem Anfang März verstorbenen geistigen Führer der PIW. Er leitete die Studentenzirkel der Partei und gehört zu deren Gründungsmitgliedern. In den 1990er Jahren vertrat er die Interessen der Partei der Islamischen Wiedergeburt in Moskau. Seit 1996 besitzt er einen Abschluss der Diplomatischen Akademie dieser Stadt (Dipakademiia MID RF). Auf Einladung Sayyid Abdullah Nuris kehrte Kabiri 1997 – nach dem Friedensschluss – zurück nach Tadschikistan und wurde 1999 zum Stellvertreter, später zum ersten Stellvertreter des damaligen Parteichefs gewählt. Muhiddin Kabiri leitet auch das Zentrum “Dialog” der Partei der Islamischen Wiedergeburt. Seit Nuris Tod im Jahr 2006 ist Muhiddin Kabiri Vorsitzender der PIW. Hier kann man seine Rede am 14. Februar vor Mitgliedern der Hizbi Nahzati Islomi in Duschanbe anschauen.

Eine Homestory mit dem begeisterten Angler, Tennisspieler und Fußballfan war im Juli 2008 in “VIP zone”, dem Hochglanzmagazin von Asia Plus zu lesen. Der Titel des Beitrags lautete “Muhiddin Kabiri – der reichste Abgeordnete im Tadschikischen Parlament…” – Aber erst der leicht zu überlesende Untertitel machte dieses Kurzportrait des Politikers und Geschäftsmannes Kabiri rund “…laut Steuererklärung”! Muhiddin Kabiri ist verheiratet. Er ist Vater von fünf Söhnen und einer Tochter.

In einer kurzen Selbstdarstellung in “Vip zone” sagt er, dass es sein Traum als Politiker sei, “dass Tadschikistan aufhört ein armer und korrumpierter Staat zu sein – ich möchte, dass wir dem Heute und Morgen mehr Aufmerksamkeit widmen und wir uns nicht damit begnügen, historisch ein Teil der Arischen Zivilisation zu sein. Ja, es gibt die Geschichte, aber was soll man mit ihr? Wen interessiert denn unsere Vergangenheit, wenn wir keine Gegenwart und Zukunft haben? Als Vater möchte ich meine Kinder so erziehen, wie mich meine Eltern erzogen haben. Aber ich habe schon viel Zeit verloren, und die Kinder sind schon nicht mehr ganz klein. Ich habe sehr viel Zeit in die Erziehung der Gesellschaft investiert und so zu wenig Zeit für meine eigenen Kinder gehabt.”

Erster deutschsprachiger Reiseführer für Tadschikistan

von Sonja Bill

[inspic=700,left,,150]Nun ist es endlich soweit, und das kleinste zentralasiatische Land hat seinen ersten deutschsprachigen Reiseführer. Der Weg bis zum Buch war nicht ganz einfach, so wie das Befahren vieler Wege und Straßen in Tadschikistan eben nicht ganz einfach ist. Dafür warten aber hinter fast jedem Berg ein kleines Abenteuer und spannende Geschichten.

Fast eineinhalb Jahre habe ich – erst für den Deutschen Entwicklungsdienst, dann für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit – in Tadschikistan gearbeitet. Während dieser Zeit durfte ich viel reisen und das Land, seine Menschen und seine verwunschenen Orte kennenlernen. Immer war ich auf der Suche nach kulturellen und kulinarischen Besonderheiten, nach den fantastischsten Fotomotiven und den schönsten Bergtouren, nach den angenehmsten Unterkünften und den interessantesten Informationen. Continue Reading →

Von Stalin bis Rahmon. Der Kulturpalast der Urunhodschaev-Kolchose

Ein Text von Wladimir Sgibnev

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Etwa sechs Kilometer südöstlich des Stadtzentrums von Chudschand steht auf einer Anhöhe im Dorf Arbob zwischen Baumwollfeldern und Bauernhöfen ein riesiger bonbonfarbener Palast. Wie kommt dieses riesige Gebäude in diese ländliche Gegend im Norden Tadschikistans mit all seinen Kolonnen und Fontänen und mit dem massiven Alabasterschnitzwerk und den schweren Lüstern aus Kristall?

Bei diesem rosafarbenen Prachtbau handelt es sich um das 1957 erbaute Kulturhaus der Urunhodschaev-Kolchose. Mit diesem Namen ist auch das Gebäude untrennbar verbunden. Saidhodscha Urunhodschaev. Das Leben und Wirken dieses Mannes liest sich wie aus einem Musterkatalog für den idealen Sowjetbürger Zentralasiens. Continue Reading →

Die schwierige Wasserkraftgeburt von Roghun

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Anfang Januar diesen Jahres wurde im Norden Tadschikistans die kleine Roghun geboren. Nichts außergewöhnliches möchte man meinen, würde das kleine Mädchen nicht nach einem Wasserkraftwerk benannt sein, das es erst noch zu bauen gilt.

Pläne für den Bau des Wasserkraftwerks Roghun mit der höchsten Staumauer der Welt (335 m) gibt es schon seit 1974. Der Bau der Staumauer begann 1987, doch mit dem Zerfall der Sowjetunion wurde er vorerst auf Eis gelegt. 1993 spülte ein Hochwasser zudem noch große Teile der bisher errichteten Staumauer und Anlagen weg. 2004 gab es einen Versuch mit dem russischen Partner Rusal den Bau fertig zu stellen, aber drei Jahre später scheiterte die Zusammenarbeit, weil bei grundlegenden Fragen wie Dammhöhe und -typ keine Übereinkunft erreicht wurde. Das Nachbarland Usbekistan kritisiert heftig jegliche Baupläne, sieht es doch den Wasserstrom des Wachsch und in der Folge des Amu-Darja stark beeinträchtigt. Continue Reading →

Wie stabil ist Tadschikistan? Das politische Erbe des Bürgerkrieges und die Machtkämpfe der Eliten

Ein Beitrag von Tim Epkenhans (Freiburg) 

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Der Bürgerkrieg in Tadschikistan hat auch zwölf Jahre nach seinem Ende noch Auswirkungen auf die politischen Vorgänge im Land. Der autoritär regierende Präsident Rachmon präsentiert sich – immer weniger erfolgreich – als Stabilitätsgarant und (inzwischen auch alleiniger) Friedensstifter von damals. Politische Gegner und ehemalige Partner werden ausgeschaltet. Der vorliegende Beitrag zieht die machtpolitischen Entwicklungen der letzten Jahre nach und stellt die Frage nach den Perspektiven des Staates wie der derzeitigen Politik der Eliten.

Als Anfang Oktober eine Vertreterin der tadschikischen Zivilgesellschaft im Rahmen einer Tadschikistan-Konferenz bemerkte, dass Tadschikistan nach wie vor das liberalste und stabilste der »persophonen« Staaten (neben Afghanistan und Iran) sei, zeigten sich zahlreiche Zuhörer überrascht, widerspricht diese Einschätzung doch der verbreiteten Auffassung, dass Tadschikistan der fragilste und instabilste Staat der Großregion sei. Insbesondere Berichte der International Crisis Group unterstellen regelmäßig, dass sich das zentralasiatische Land unmittelbar am Rande eines Staatszerfalls befände.

Offenbar greift diese Analyse der vermeintlichen Fragilität und Instabilität Tadschikistans aber zu kurz. Trotz gravierender sozialer, wirtschaftlicher und politischer Probleme konnte sich das Regime Emomali Rachmons in den vergangenen Jahren behaupten und seine Position festigen. Diese Konsolidierung erfolgte insbesondere durch Ausschaltung ehemaliger Alliierter und Rivalen, die Monopolisierung der politischen Deutungshoheit sowie eine – für das Regime – vorteilhafte geopolitische und wirtschaftliche Gesamtsituation. Die zunehmende Stabilität des Regimes schuf jedoch keineswegs Rahmenbedingungen für eine politische Transformation Tadschikistans nach einem liberal-demokratischen Muster, sondern verfestigte autokratisch-patriarchalische Herrschaftsmuster. Diese erwiesen sich als weitaus flexibler und belastbarer, als Beobachter erwartet haben. Die wirtschaftliche und politische Marginalisierung weiter Teile der Bevölkerung sowie das exklusive Verständnis von Stabilität und Sicherheit seitens der herrschenden Elite sind jedoch mittel- und langfristig Faktoren, die Tadschikistans Zukunft negativ bestimmen werden.
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Eine Reise in die Tadschikische SSR der frühen 1930er Jahre – Joshua Kunitz: “Dawn over Samarkand”

ein Beitrag von Thomas Loy

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Beim Stöbern in der Zentralasien-Bibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin fiel mir kürzlich ein in gelblich-braunes Leinen gebundenes Buch mit dem markanten und in auffälligem rot abgesetzten Titel “Dawn over Samarkand” auf. Sein Autor ein gewisser Joshua Kunitz. Als ich das Buch öffnete verriet ein Stempel im Inneren, dass es aus der Privatsammlung des bekannten Iranisten Heinrich F. J. Junker (1889-1970) stammt. Dieser hatte darin zahlreiche Stellen feinsäuberlich mit verschiedenfarbigen Buntstiften markiert. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass in dem Werk mehr stecken könnte als “nur” ein Leckerbissen für bibliophile Liebhaber frühsowjetischer Reiseliteratur?

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Spendenaufruf der Deutsch-Tadschikischen Gesellschaft e.V.

Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen wollen wir Sie gerne hinweisen auf einen Spendenaufruf der Deutsch-Tadschikischen Gesellschaft für ein Schulinternat für Waisenkinder in Südtadschikistan:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Sympathisanten der DTG e.V.,

hiermit erlauben wir uns, einen vorweihnachtlichen Spendenaufruf zu starten. Unserer Anliegen ist die Reparatur und Ausrüstung eines Schulinternats für Waisenkinder im Süden Tadschikistan (Khatlon-Gebiet, Ortschaft Dschaloleddin Rumi (weiter gekürzt: D.Rumi).

Die Region-Khatlon hatte besonders unter dem Bürgerkrieg zu leiden, neben materiellen Verlusten hat es dort auch viele menschliche Opfer gegeben, so dass dort viele Kinder als Waisen und Halbwaisen leben. Diese Kinder sind die Zielgruppe der Spendenaktion, die einen direkten Beitrag zur Verbesserung Lebenssituation solcher kriegsgeschädigten Kinder leisten wird.

Die Zielgruppe sind 190 Schüler des Internats. Von diesen Schülern sind 11 Vollwaisen, 92 Halbwaisen leben ohne Vater 92 und ohne Mutter 17. Von diesen Schülern wohnen und lernen 75% im Internat, während die restlichen 25% der Schüler nach dem Unterricht nach Hause gehen.

Das Schulinternat gehört zum Bildungsministerium Tadschikistan. Schon seit Jahren, besonders aber wegen der derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Situation im Land bekommt das Internat nur sehr niedrige staatliche Zuwendungen.

Die Deutsch-Tadschikischen Gesellschaft e.V. führte in 2008 ein Survey dieser Schule durch. Die Lebensbedingungen im Internat sind sehr ärmlich, es fehlt praktisch alles, was zu guter Verpflegung und guter Organisation des Unterrichts und Schulalltags benötigt wird. Die Gebäude des 1956 eröffneten Internats sind in sehr schlechtem Zustand. Ebenso desolat ist die Unterbringung der Kinder und die Küchensituation. Sportgeräte oder Sportbekleidung sind nicht vorhanden und selbstverständlich gibt keine PCs.

Das Ziel der Spendenaktion ist Mittel für das Nötigste in den Bereichen Schulbücher, Ausrüstung des Sportsaales und der Küche, auch für den Kauf einiger PCs zu sammeln und an das Internat weiterzuleiten.

Jeder EURO zählt. Falls Sie sich für eine Spende entscheiden würden, bitten wir Sie die auf unser Konto 653 352 107 bei der Postbank Berlin, BLZ 10010010 mit dem Vermerk “Waiseninternat” zu überwiesen.

Spendenbescheinigung und Presseinfo ist selbstverständlich

Mit herzlichen Vorweihnachtlichen Grüßen
Dr. Alexander Heiser

Vorsitzender der Deutsch-Tadschikischen Gesellschaft e.V.
Colditzstrasse 34-36
D – 12099 Berlin
Tel.: +49-30 7002 49 40
eMail: detage@web.de
Web: www.detage.de

Kalamfur und Sowjetstern – Ein Nachruf auf den tadschikischen Maler Mirzorahmat Olimov

Ein Beitrag von Caroline Bunge – die Bilder sind aus dem Familienbesitz der Olimovs, bei denen sich die Autorin an dieser Stelle noch einmal herzlich für die freundliche Zusammenarbeit bedankt.

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In der Rudakistrasse, die im Stalinschen Stil gebaute Allee und die Prachtstraße Duschanbes schlechthin, befindet sich neben vielen anderen repräsentativen Gebäuden auch das größte Teehaus der Stadt, das Rohat. Dort gibt es die traditionellen Speisen des Landes zu essen und an warmen Tagen kann man im schattigen Hof am Springbrunnen sitzen. Vor allem aber können die Gäste eine riesige Deckenmalerei im Festsaal des Rohat bestaunen, die in den 60er Jahren von Mirzorahmat Olimov, einem der wichtigsten Künstler Tadschikistans, geschaffen wurde. Es handelt sich um eine Kassettendecke, die aus sich kreuzenden Rippen und Balken, abschnittweise sehr kleinteilig und in regelmäßiger Anordnung aus kastenförmigen Vertiefungen besteht. Continue Reading →

Duschanbe plant Riesenmoschee

Wie ferghana.ru kürzlich vermeldete plant Emomali Rahmon(ov) mit Mitteln des Emirs von Qatar in der Hauptstadt Tadschikistans den Bau einer gigantischen Moschee. Sage und schreibe 150.000 Gläubige sollen in der nach dem Grundriss der Republik zu errichtenden Anlage Platz finden. Das Hauptgebäude ist für 60.000 Betende ausgelegt. Auch eine islamische Hoschschule, eine Bibliothek und ein Museum sollen auf dem 7,5 ha großen Gelände im Stadtzentrum errichtet werden. Dieses Gebetshaus wäre damit bei weitem das größte seiner Art in ganz Zentralasien.

Abgesehen von aller Gigantomanie ist die Tatsache pikant, dass gleichzeitig alle nicht registrierten Moscheen in Duschanbe und in Tadschikistan von den Staatsbehörden geschlossen werden. Insgesamt nimmt seit einiger Zeit die antireligöse Politik in Tadschikistan eher zu als ab. Besonders sogenannte “Fundamentalisten” sind der Regierung Rahmon(ov) ein Dorn im Auge. Dumm nur, dass bei der immer weiter steigenden Armut und Perspektivlosigkeit im Land immer mehr und besonders die jungen Generationen für genau diese Strömungen des Islam empfänglich werden.

Ob da eine Megamoschee im Stile eines Sowjetischen Prestigeprojekts Abhilfe schaffen kann, bleibt zu bezweifeln. Vorsichtshalber hat die Tadschikische Regierung schon mal beschlossen, Lehrern das Tragen von Bärten länger als drei Zentimeter erst ab 50 zu gestatten. An die Lösung der tatsächlichen Probleme im Land denkt man weiterhin etwas weniger gern. Diese sind mit symbolischen Handlungen auch nicht in den Griff zu bekommen.

Einer weniger auf der Liste – zum Tod von Mirzo Ziyoyev

Mit etwas Verspätung wollen wir heute auf einen Vorfall in Tadschikistan hinweisen, der die Machtbasis der Familie Rahmon(ov) weiter festigt und den Personenkreis möglicher politischer Widersacher weiter ausdünnt. Ferghana.ru berichtete am 14.07.2009 darüber -hier ist eine etwas erweiterte Zusammenfassung dieser Meldung.

Im Juli diesen Jahres kam auf bisher ungeklärte Weise der aus Tavildara stammende ehemalige Minister für Katastrophenschutz Mirzo Ziyoyev ums Leben. Die Aussagen der Regierung und von oppositioneller Seite stehen sich dabei diametral entgegen. Die Regierungsseite vermeldete, dass Ziyoyev, der 2006 vom tadschikische Präsidenten seines Ministeramtes enthoben wurde und seither in seiner Heimatregion als Unternehmer im Agrarsektor aktiv war, von oppositionellen Kräften erschossen wurde, die sich in ihren Bemühungen in der Region Tavildara die Macht zu übernehmen, von ihm verraten fühlten. Hingegen ist aus den Oppositionskreisen zu vernehmen, dass Ziyoyev von Staatsseite als Vermittler zwischen Regierung und Opposition gerufen wurde und daraufhin von Regierungsseite erschossen wurde.

Wie sich die Ermordung des noch immer einflussreichen Politikers tatsächlich vollzogen hat, wird wohl nicht so schnell (oder überhaupt nicht) zu klären sein. Soviel ist aber klar. Mit der Figur Ziyoyev verschwindet einer der letzten Widersacher und Machtgaranten Rahmonovs aus den Tagen des Bürgerkriegs von der politischen Bildfläche Tadschikistans. Widersacher und Machtgarant? Das ist in der Politik Tadschikistans keineswegs ein Widerspruch.

Mirzo Ziyoyev kämpfte mit seinen Männern bis zum Friedensvertrag von 1997 auf Seiten der Vereinigten Tadschikischen Opposition (VTO) gegen die von Emomali Rahmonov vertretene “Kulobi” Fraktion, die im Dezember 1992 in Duschanbe die Macht übernahmen. Bereits kurze Zeit später, Ende März 1993, wurden die beiden mächtigsten Figuren der Volksfront Tadschikistan, einer Vereinigung von Milizen und Akteuren aus den Regionen Hisor und Kulob, Sangak Safarov und Faizullah Saidov bei einem Treffen der militärisch/politischen Führungsspitze erschossen. Auch hier ist bis heute unklar, wer für die Tat verantwortlich war. Gerüchte gibt es viele. Eines davon bringt den erst kurz zuvor von Safarov und Saidov (und einigen anderen) an die politische Spitze gehobenen Emomali Sharipovitsch Rahmonov mit der Doppeltat in Verbindung. Dieser, so heißt es, begann bereits damals, Konflikte innerhalb der Volksfront sehr geschickt auszunutzen um seine Machtposition innerhalb der eigenen Reihen abzusichern und auszubauen.

Mirzo Ziyoyev ist nun einer der letzten Verbündeten aus alten Tagen, der aus dem Machtkreis ausgeschieden ist. 1998, nach dem Friedensvertrag zwischen der Regierung und der Opposition (unter Federführung von Emomali Rahmonov und dem 2005 verstorbenen Oppositionsführer Said Abdullah Nuri) war er es, der mit seinen Kämpfern den Umsturzversuch von Mahmud Khudoiberdiev, einem ehemaligen Verbündeten Rahmonovs in Nordtadschikistan niederschlug. Etwa 1000 Kämpfer unter Leitung Khudoiberdievs versuchten im November 1998 in einem Putschversuch von Uzbekistan aus Khujand einzunehmen. Khudoiberdiev, der sich in den Bürgerkriegsjahren als Verteidiger der Rechte der Uzbeken in Tadschikistan verstand, hatte sich aus Protest gegen die im Friedensvertrag von 1997 vorgesehene Regierungsbeteiligung der VTO von Präsident Rahmonov abgewandt und war mit seinen Anhängern und Kämpfern nach Uzbekistan abgewandert. Nach dem, gemeinsam mit Regierungstruppen unter Führung von Ghaffor Mirzoev und Suhrob Qosimov erkämpften Scheitern des Putschversuchs durch Khudoiberdiev (der sich seither Gerüchten zufolge wieder in Uzbekistan aufhält oder nach anderslautenden Meinungen bei den Kämpfen ums Leben gekommen ist) bekam Mirzo Ziyoyev ein eigenes Ministerium zugesprochen. De facto war das im Zentrum Duschanbes gelegene Ministerium für Katastrophenschutz eine schnelle Eingreiftruppe, die großteils aus alten Bürgerkriegskämpfern bestand, die unter dem direkten Befehl ihres alten Kommandeurs, dem neuen Minister, standen. Eine schlagkräftige Einheit und Machtbasis der Regierung Rahmonov, die neben und unabhängig von der tadschikischen Armee existierte.

Seit einigen Jahren nun entledigt sich der tadschikische Präsident Schritt für Schritt all der politischen Figuren, die ihm in seinem Machterhalt gefährlich werden könnten. Ehemaliger Mitstreiter und Helfer auf dem Weg nach oben zählen ebenso dazu wie alte Widersacher der Opposition. Eine “Schwarzliste” des Präsidenten findet sich ebenfalls im oben verlinkten Beitrag der Ferghana.ru:

Yakub Salimov, former Internal Affairs Minister and ex-Ambassador in Turkey, sentenced to 15 years of imprisonment (in 2005).
Gaffor Mirzoev, former Chief of Presidential Guard and the Director of the agency for the control of drug trafficking, sentenced to life imprisonment (in 2004).
Mahmadruzi Iskandarov, the leader of Democratic Party, former Oil and Gas Minister, sentenced to 23 years of imprisonment (kurz vor der Präsidentschaftswahl 2006).
Mahmadnazar Salihov, former Prosecutor General, former Internal Affairs Minister and Head of President’s office. According to official statement, he shot himself at the arrest (in June 2009).
Abdujalil Hamidov, former Head of Sogd Oblast, sentenced to 15 years of imprisonment (in 2000).
Suhrob Langariev, the brother of the National frontline leader Langari Langariev, sentenced to 18 years (in 2008).
Safarali Kenjaev, former Chairman of Supreme Council, the founder of National frontline, murdered (30 März 1999).
Habib Sanginov, former Deputy Internal Affairs Minister, murdered (11 April 2001).